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Meere und Ozeane decken etwa 70 Prozent der Erdoberfläche ab. Sie beherbergen einen Großteil aller bekannten und unbekannten Lebewesen unseres Planeten, spielen eine wichtige Rolle für das Klima und leisten einen wertvollen Beitrag zur Ernährungssicherung der Weltbevölkerung. All das setzen wir aufs Spiel – durch unseren Müll, unseren CO2-Ausstoß, unsere Düngemittel und Abwasser und vor allem: DURCH DIE ÜBERFISCHUNG der Meere. 35,4 Prozent aller Fischbestände sind heute laut FAO bereits überfischt.

Drei Gründe, warum wir die Überfischung der Meere dringend stoppen müssen

Eine nicht nachhaltige oder zerstörerische Fischerei kann die biologische Vielfalt in den Meeren ernsthaft beeinträchtigen. Tatsächlich gehören Überfischung und Beifang zu den Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität im Meer!

Die Weltartenschutzkonferenz COP 15 ist die vielleicht letzte große Chance auf einen Richtungswechsel in Sachen Artenvielfalt auf unserem Planteten: 196 Staaten, darunter auch Deutschland, verhandeln in den kommenden Wochen (7.-19.12.) ein neues Übereinkommen zum Schutz der Biodiversität.

Wenn wir von der Gefährdung der Biodiversität durch Überfischung sprechen, geht es ebenso um die direkten Zielarten der Fischerei, etwa Hering, Kabeljau oder Thunfisch, wie auch um all jene Meereslebewesen, die als ungewollter Beifang in den Netzen oder an den Haken der Fischer landen – Schildkröten oder Rochen zum Beispiel. Überfischung durch Beifang stellt eine der größten Bedrohungen für die marine Biodiversität dar. Die Zahl der Hai- und Rochenarten in den Weltmeeren etwa ist seit den 1970er Jahren um 71 % zurückgegangen. 

Aus diesem Grund verlangt der MSC-Standard, dass bei allen Fischereiaktivitäten sowohl die Auswirkungen auf die Zielarten berücksichtigt werden, als auch die Nachhaltigkeit im Sinne der Auswirkungen auf das marine Ökosystem insgesamt.

Warum brauchen wir die Artenvielfalt in den Meeren überhaupt?

Beim Kampf um die Artenvielfalt unter Wasser geht es natürlich um das Recht auf Leben und die Bewahrung jeder Art um ihrer selbst willen. Aber es geht immer auch um das große Ganze. Genauer gesagt darum, das Ökosystem Meer im Gleichgewicht zu halten, von den Meeressäugern und größeren Raubfischen an der Spitze der marinen Nahrungsketten bis hin zu den unsichtbaren biochemischen Prozessen, die in den Meeren den Abbau von CO2 aus der Erdatmosphäre in Gang setzen.

Die biologische Vielfalt im Meer hält das marine Ökosystem aber nicht nur im Gleichgewischt, sie macht es auch widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen – etwa gegenüber dem Klimawandel. Und zu einem gewissen Grad sogar gegen die Überfischung. Ein artenreiches Meeres-Ökosystem kann auch dann noch funktionieren, wenn der Bestand einer Art zurückgeht oder eine Art sogar ausstirbt, denn andere Arten mit einer ähnlichen Rolle im Ökosystem können die Funktionen dieser Art übernehmen. Geht jedoch der Bestand zu vieler Arten zurück oder sterben viele Arten gar aus, büßt das Ökosystem Teile seiner Widerstandsfähigkeit ein. Ganz abgesehen davon, dass es auch solche Arten gibt, die in ihrer Funktion tatsächlich unersetzbar sind. Ihr Aussterben würde den Verlust von Millionen von Jahren der Evolution bedeuten. Der Sägefisch, eine Rochenart, gehört beispielsweise zu diesen Unikaten.

Je stärker die biologische Vielfalt in den Meeren durch Überfischung abnimmt, desto schwieriger wird es für die Meere, die Wasserqualität zu erhalten, dem Klimawandel zu trotzen - und nicht zuletzt natürlich auch die Nahrungsmittel bereitzustellen, die wir brauchen.

Warum wir auf Fisch zur nachhaltigen Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung nicht verzichten können, liegt auf der Hand: Wildfisch ist ein gesundes, von alleine nachwachsendes Lebensmittel. Und Wildfisch hat einen ökologischen Fußabdruck, der um ein Vielfaches unter dem ökologischen Fußabdruck anderer tierischer Proteinquellen liegt. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit sind zudem auf Fisch als ihre wichtigste Nahrungsquelle angewiesen.

Doch durch Überfischung verspielen wir wertvolle Nahrung für Millionen von Menschen. Oder anders herum: Ohne Überfischung könnten wir jährlich rund 16 Millionen Tonnen mehr Fisch fischen – und damit den jährlichen Proteinbedarf von 72 Millionen Menschen vollständig abdecken. Die biologische Logik hinter diesen Berechnungen ist einfach: Gesunde, nicht überfischte Bestände sind viel ertragreicher als überfischte! 

Die Beendigung von Überfischung wäre also eine Win-Win Situation. Für unseren Planeten und für uns Menschen: Mehr Fisch im Meer und mehr Fisch zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung.

Und was wir auch nicht vergessen dürfen: Mit dem Fischreichtum, den wir durch Überfischung verspielen, setzen wir Arbeitsplätze aufs Spiel, insbesondere in den Ländern des Globalen Südens. Denn schätzungsweise 200 Millionen Menschen weltweit leben von der Fischerei.

Überfischung verändert die biochemischen Kreisläufe der Ozeane und verringert - wenn auch nur in geringem Maß - die Fähigkeit der Meere, Kohlenstoff über lange Zeiträume einzulagern. Das könnte unter Umständen den Klimawandel begünstigen.

Fast ein Drittel der C02-Emissionen, die wir Menschen in die Atmosphäre jagen, wird von den Ozeanen wieder aufgenommen. Milliarden Tonnen Kohlenstoff lagern in den Meeren - etwa 10-mal so viel wie in Pflanzen und Böden an Land.

Ein – allerdings nur sehr kleiner – Teil dieser Kohlenstoffmassen gelangt über das Phytoplankton in die marine Nahrungskette, sinkt an deren Ende mit dem Fischkot auf den Meeresboden, und wird dort eingelagert. Je weniger Fische also in den Meeren leben, desto weniger Fischkot wird produziert, desto weniger CO2 gelangt mit ihm in die Tiefe.

Da der Anteil des so transportierten CO2 jedoch im Vergleich zur Gesamt CO2-Speicherung der Meere nur minimal ist, wird auch der Einfluss der Überfischung auf die CO2-Absorption durch die Meere – und damit auf den Klimawandel – als gering eingeschätzt. Tatsächlich bedürfte es hier jedoch weiterer Forschung.  

 

“Wir müssen die Überfischung der Meere stoppen, denn Artenvielfalt, marine Ökosysteme und nicht zuletzt die Ernährung von Millionen von Menschen stehen auf dem Spiel.”

Marine Stewardship Council