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Ein unabhängiges Nachhaltigkeitssiegel kann die langfristige Nachhaltigkeit der florierenden Algenindustrie sichern, welche in der Zukunft unsere Flugzeuge antreiben könnte.

Als Multitalente mit denkbaren Anwendungen von günstigem Superfood über plastikfreie Verpackungen bis hin zur Reduzierung der Methanemissionen von Kühen, werden Algen als die Überflieger der Nachhaltigkeitsrevolution gesehen. Die rapide globale Ausweitung der Algenproduktion als Antwort auf die wachsende Nachfrage ist jedoch nicht ohne Risiken. Frühzeitige Maßnahmen - einschließlich der Nachhaltigkeitszertifizierung - können dazu beitragen, die Zukunftsfähigkeit dieser Branche zu sichern.

Algen werden in vielen Dingen als eine nachhaltige Alternative für Meeresfrüchte angesehen. Sie sind im Überfluss vorhanden, wachsen schnell nach und müssen nicht gefüttert werden. Die Umweltauswirkungen bei der Algenernte sind meist nur minimal. Ein Bericht der United Nations University aus dem Jahr 2016 gibt dennoch zu bedenken, dass sich die Algenproduktion in einer Zeit anhaltenden exponentiellen Wachstums befindet. Über 30 Millionen Tonnen Meeresalgen wurden im Jahr 2015 produziert. Während die Aquakultur einen Großteil dieser Produktion ausmacht, werden jährlich über eine Million Tonnen wilder Algen geerntet. Bei einer derart schnellen und unkontrollierten Expansion muss jede Branche mit einer Bruchlandung rechnen.

Laut eines neuen Berichts der Businessanalyse-Gruppe Allied Market Research wurde der globale Algenmarkt 2017 auf 4,1 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2024 einen Wert von 9,1 Milliarden US-Dollar erreichen. Während etwa 85 % der gesamten Produktion für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, finden Algen auch Verwendung in Kosmetika, Düngemitteln, Verdickungsmitteln sowie in Tierfutter.

Große Vielfalt und hohe Nachfrage

Über 200 Algenarten werden bereits kommerziell genutzt. Ob bewusst oder unbewusst, sind wahrscheinlich die meisten von uns mit einigen Produkten bereits in Berührung gekommen. Dazu gehören braune Algen, Riesen, die in Unterwasser-Tangwäldern zu finden sind, Rotalgen, die oft für Nori in Sushi-Rollen verwendet werden und mikroskopisch kleine blau-grüne Algen, die in Rezepturen von Schönheitscremes beliebt sind. 

Diese stetig zunehmende und breit gefächerte Nachfrage kann eine Übernutzung der wilden Algen zur Folge haben, was wiederum zu einer ganzen Reihe von Problemen führt. Als Primärproduzent spielt die Meeresalge eine Schlüsselrolle in aquatischen Ökosystemen. Ihre Beseitigung kann zu Küstenerosion führen, negative Auswirkungen auf marine Nahrungsnetze und Lebensräume haben, einen Verlust der biologischen Vielfalt bedeuten und zur Verschlechterung der Wasserqualität beitragen. Werden die Algen in unverantwortlich bewirtschafteten Aquakulturen gezüchtet, zählen unter anderem Wasserverschmutzung, Schäden an lokalen Ökosystemen sowie der Rückgang der Wildbestände zu nur einigen der denkbaren Umweltauswirkungen.  

Die Zertifizierung durch Dritte kann dazu beitragen, diese schnell wachsende Branche zukunftssicher zu machen. Ökologisch nachhaltige wie auch sozial verantwortungsvolle Produzenten von Meeresalgen erfahren durch die Zertifizierung Anerkennung und Unterstützung.

Der ASC-MSC Standard für Algen

Der ASC-MSC Meeresalgen-Standard legt eine Reihe von Anforderungen fest, die sich aus fünf Grundprinzipien für die Ernte- und Anbaumethoden von Meeresalgen ergeben:  

  1. Nachhaltige Bewirtschaftung von wilden Algen
  2. Rücksicht auf die (Meeres-)umwelt
  3. Effektives Management
  4. Soziale Verantwortung
  5. Positive Gemeinschaftsbeziehungen und Interaktionen

Ziel des Standards ist es, die Gesundheit der natürlichen Umwelt zu erhalten sowie Arbeiter und lokale Gemeinschaften zu unterstützen und zu schützen. 

Die Algenproduktion - ob durch Wildbewirtschaftung oder Anbau - ist eine wertvolle Ressource für Küstengemeinden weltweit. Die zunehmende Bewirtschaftung von Algen hat darüber hinaus das Potenzial, Fischbestände und andere Proteinquellen zu entlasten und so zur globalen Ernährungssicherheit beizutragen. 

Die weltweit erste als nachhaltig zertifizierte Alge

In diesem Monat war euglena Co. der erste Algenbetrieb der Welt, der die Zertifizierung für seine Algenproduktion erhielt. Euglena gehört zu den Mikroalgen. Gezüchtet wird sie in einem Hightech-Labor in Okinawa, Japan. Hier haben Wissenschaftler rund um die Uhr ein Auge auf die mit hellgrüner Biomasse gefüllten Behälter.  Die Alge wird derzeit in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, aber Besitzer Mitsuru Izumo hat große Pläne für die Zukunft. Er will Euglena für die Herstellung von nachhaltigem Flugturbinenkraftstoff nutzen. Während dieses Projekt momentan noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase steckt, werden wir voraussichtlich eines Tages zertifizierte Algen am Himmel sehen.

Meeresalgen stehen am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsreise und werden von den Erfahrungen aus der kommerziellen Fischerei und Aquakultur profitieren. Die Zertifizierung ist ein Instrument, welches sicherstellt, dass Meeresalgen und alle davon abhängigen Meeresbewohner jetzt und für zukünftige Generationen geschützt sind.