Derzeit sind rund 100 Fischereien aus dem Globalen Süden MSC-zertifiziert. Doch auch über unser Zertifizierungsprogramm hinaus engagieren wir uns seit einigen Jahren in besonderem Maße für die Förderung nachhaltiger Fischerei im Globalen Süden. Unsere Unterstützung gilt dabei insbesondere kleinen Fischereien.
Vor welchen Herausforderungen steht die Fischerei im Globalen Süden?
Mehr als 90 Prozent aller Menschen, die im Fischfang und in der Fischverarbeitung tätig sind, leben im Globalen Süden. Fast drei Viertel des weltweiten Fischkonsums kommt aus den artenreichen Gewässern im südlichen Teil der Erde. Fisch ist in diesen Ländern ein wertvolles Exportgut, aber auch eine wichtige Proteinquelle für Millionen von Menschen.
Doch während in den Meeren des Nordens laut jüngstem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen mittlerweile eine positive Entwicklung, hin zu mehr Nachhaltigkeit, erkennbar ist, bleibt die Lage in den Ozeanen des Südens kritisch. Die Fischerei ist dort meist schlecht reguliert und die Zahl der überfischten Bestände nimmt zu.
Probleme wie ein Mangel an empirischen Daten, z.B. über den Zustand von Beständen, ungenügende rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen, etwa Fangquoten, und unzureichende Monitoring-Strukturen, z.B. zur Bekämpfung illegaler Fischerei, erschweren die Erholung und die nachhaltige Befischung der Bestände.
Hinzu kommt, dass kleine örtliche Fischereien oft gegen große internationale Fischereien, welche Fangrechte in den Gewässern erworben haben, konkurrieren müssen.

Kleinfischer vor Kapstadt, Südafrika
Gemeinsame Lösungsansätze
MSC Fischerei-Verbesserungsprogramm
Nicht alle Fischereien, insbesondere im Globalen Süden, erfüllen bereits die Anforderungen für eine MSC-Zertifizierung. Um die Einführung nachhaltiger Fischereipraktiken dennoch zu beschleunigen, hat der MSC 2024 das Fischerei-Verbesserungsprogramm ins Leben gerufen. Es bietet Fischereien Unterstützung und besondere Marktanreize, wenn sie konkrete Verbesserungsmaßnahmen umsetzen – selbst wenn sie aktuell noch weit von einer Zertifizierung entfernt sind.
Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Industrie erarbeiten die Fischereien maßgeschneiderte Aktionspläne, um messbare ökologische Verbesserungen zu erreichen – etwa beim Bestandsmanagement, beim Schutz von Lebensräumen oder der Reduzierung von Beifang. Der Fortschritt wird regelmäßig bewertet und öffentlich dokumentiert, um Transparenz und Glaubwürdigkeit zu sichern.
Ziel ist es, dass teilnehmende Fischereien innerhalb von fünf Jahren die Anforderungen des MSC-Standards erfüllen können – und so einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Meeresumwelt und zur langfristigen Sicherung von Arbeitsplätzen und Ernährung im Globalen Süden leisten.
"Pathway to Sustainability"-Programm
Um insbesondere kleine Fischereien im Globalen Süden bei ihren Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, hat der MSC sein "Pathway to Sustainability" Programm ins Leben gerufen.
Ausgehend von einer umfassenden Analyse der Fischereien und ihres jeweiligen ökologischen Umfelds werden im Rahmen dieses Programms wirksame Aktionspläne für Hunderte von Fischereien weltweit erstellt und in die Praxis umgesetzt. Dabei arbeitet der MSC eng mit anderen Nichtregierungsorganisationen, den örtlichen Regierungen und Institutionen oder auch interessierten Einzelhändlern zusammen.
Teil des "Pathway" Programms ist der Ocean Stewardship Fund: Fördergelder dieses Fonds flossen zuletzt etwa in ein Projekt zur Risikobewertung von Thunfisch-Lieferketten in Indonesien, die Entwicklung einer Management-Methodologie für Küstenfischereien mit begrenztem Datenmaterial in Surinam oder ein Projekt zum Einsatz von Smartphones für die Datengewinnung bei der Oktopus-Fischerei vor Madagaskar.
“Der MSC hat uns sehr dabei geholfen, mit unseren Fischereien Informationslücken und kritische Bereiche zu identifizieren, Managementpläne zu entwickeln und den Status ihrer Nachhaltigkeit einzuschätzen.”
Fischereibeauftragte der kenianischen Regierung
Meeresschutz-Fördergelder
Aktuelle "Pathway"-Projekte

Fish For Good: 1 Projekt, 3 Länder
"Fish for Good" ist ein vierjähriges Projekt mit dem Ziel, Fischereien in Indonesien, Mexiko und Südafrika auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu begleiten.

Oktopus im Indischen Ozean
Dieses Projekt wird die Oktopus-Fischergemeinschaften im südwestlichen Indischen Ozean auf dem Weg zu nachhaltigeren Praktiken unterstützen.

Nachhaltigkeit in Italien: BluFish-Projekt
Ein Drei-Jahres-Projekt, das Fischereien in Süditalien (Sardinien, Sizilien...) auf dem Weg zu nachhaltigeren Fischereipraktiken unterstützt.
Fischerei-Verbesserungsprogramm
Mehr zu MSC Projekten und Erfolgen:

Das bewirkt der MSC
Als gemeinnützige Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände will der MSC die weltweite Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm in nachhaltigere Bahnen lenken.

Meeresschutz-Fördergelder
Der MSC unterstützt mit seinem „Ocean Stewardship Fund“ zahlreiche Fischerei- und Forschungsprojekte weltweit - z. B. Projekte, die unerwünschtem Beifang reduzieren.

Forschung und Wissenschaft beim MSC
Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen sowie Expertinnen und Entscheidungsträgerinnen aus Fischerei, Industrie und Umweltschutz entwickelten zusammen den MSC Umweltstandard.