Fisch ist gesund und lecker, und auch aus ökologischer Sicht hat Wildfisch eine Reihe von Vorteilen. Doch die Überfischung der Meere gefährdet das wertvolle Lebensmittel Fisch. Welchen Fisch kann ich heute noch guten Gewissens essen?
Wildfisch ist eine natürlich nachwachsende Ressource und gesund.
150 Gramm Fisch liefern ca. 50 bis 60 Prozent der benötigten Tagesration Eiweiß eines Erwachsenen, ebenso wie wertvolle Fettsäuren, Vitamine und andere lebenswichtige Nährstoffe wie Jod und Selen.
Auch der ökologische Fußabdruck von Wildfisch ist relativ gering - etwa 8 Mal geringer als der eines gleich großen Rindersteaks!
Warum das so ist? Nun, Wildfisch braucht als Kaltblüter zum einen vergleichsweise wenig Nahrung zur Produktion von viel tierischem Protein. Auch was Aspekte wie Wasserverbrauch, Düngemitteleinsatz, Bodenversauerung, CO2-Ausstoß, Energieverbrauch oder Landflächenverbrauch betrifft, ist der Fang von Wildfisch der Produktion anderer tierischer Nahrung - und teilweise sogar der ressourcenintensiven Landwirtschaft - ökologisch überlegen.
Doch Überfischung bedroht dieses wertvolle Nahrungsmittel und das ökologische Gleichgewicht im Meer.
Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO schätzt, dass derzeit weltweit 34 Prozent der wirtschaftlich genutzten Fischbestände überfischt sind.
Ist es da noch vertretbar, Fisch zu essen?
Unsere Antwort lautet: Ja – aber nachhaltig und in Maßen!
Wir sollten Fisch als Delikatesse, und nicht als tägliches Nahrungsmittel begreifen. Und wir sollten ausschließlich Fisch aus nachhaltiger, umweltschonender Fischerei kaufen. Denn nur wenn Fischerei nachhaltig ist, können Fischbestände nachwachsen und das Ökosystem Meer erhalten werden.
DESHALB:
Wie Sie nachhaltig gefangenen Fisch erkennen
Nachhaltige Fischerei ist komplex. Eine MSC-Fischereibewertung dauert im Durchschnitt 18 Monate und ist ein aufwendiges Verfahren, in dem sich viele Fischereiexperten intensiv mit der Fischerei und mit 28 unterschiedlichen Nachhaltigkeitskriterien auseinandersetzen.
Für einen nachhaltigen Fischkonsum müssen Sie jedoch kein Meeresbiologe oder Fischereiwissenschaftler sein. Ist ein Fisch mit dem MSC-Siegel gekennzeichnet, haben Experten bereits ihre Arbeit getan und geprüft, ob der Fisch umweltverträglich gefangen wurde. Sie könnensich dann völlig auf die Zubereitung konzentrieren – und auf den Genuss.
Dasselbe gilt für Fisch aus Aquakulturen. Auch hier sollte man auf umweltverträgliche Fischzuchten achten, erkennbar etwa am Bio- oder ASC-Siegel.
Warum es schwer ist, pauschal von einzelnen Fischarten oder Fangmethoden abzuraten
Im komplexen Themenfeld „nachhaltige Fischerei“ lassen sich wenige Dinge pauschal als richtig oder falsch, als gut oder böse beurteilen. Um die Nachhaltigkeit einer Fischerei beurteilen zu können müssen wir hinter die Fassade blicken. Und genau das wird bei MSC-zertifizierten Fischereien gemacht, denn die unabhängigen Gutachter überprüfen jede Fischerei individuell.
Erfahren Sie im Folgenden, warum Pauschalaussagen wie z. B. „Kabeljau ist überfischt“ oder „alle Grundschleppnetze sind zerstörerisch“ nicht die Realität widerspiegeln.
Böser Kabeljau, guter Kabeljau. Warum es in der Diskussion um Überfischung wichtig ist, einzelne Bestände zu betrachten und nicht ganze Arten
Auf die Frage, wie es um eine Fischart steht, gibt es keine einfache Antwort, denn fast jede Fischart kommt in mehreren, voneinander getrennt lebenden Beständen vor. Im Nordostatlantik sind zum Beispiel 13 verschiedene Kabeljaubestände definiert. Einige davon sind in einem guten Zustand, andere überfischt.
Für die Diskussion um die Überfischung von Fischarten ist es also essenziell wichtig, ihre einzelnen Bestände zu betrachten. Bei nur ganz wenigen Fischarten, wie z. B. dem europäischen Aal, kann man tatsächlich sagen: Diese Art ist insgesamt überfischt – oder eben: „Aal darf man nicht mehr essen“. In den meisten Fällen jedoch sind nur einzelne Bestände einer Art überfischt, so dass pauschale Aussagen wie „Kabeljau darf man nicht mehr essen“ keinen Sinn machen würden.
Böses Fanggerät, gutes Fanggerät? Warum Schleppnetzfischereien nicht alle schlecht und andere Fangmethoden nicht automatisch besser sind
Manche Umweltorganisationen kritisieren den Einsatz von Schleppnetzen oder Grundschleppnetzen, denn sie können erhebliche Schäden am Meeresboden verursachen. Das trifft auf viele Grundschleppnetz-Fischereien zu - aber eben längst nicht auf alle. Denn auch Grundschleppnetze können nachhaltig eingesetzt werden – genauso wie auch andere Fangmethoden negative ökologische Auswirkungen haben können.
Grundschleppnetze können beispielsweise aus leichteren oder schwereren Materialien bestehen und dementsprechend unterschiedliche Auswirkungen auf den Meeresboden haben. Der Einfluss kann aber auch je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedlich sein: Auf Meeresböden, die regelmäßig stark von Strömungen oder Gezeiten umgewälzt werden und keinen festen Bewuchs haben, sind die Auswirkungen eines Grundschleppnetzes in der Regel überschaubarer als z. B. in Gebieten mit sensiblen Korallenböden. In manchen Regionen können Schleppnetze sogar die ökologisch verträglichste Fangmethode sein. Langleinen oder Stellnetze beispielsweise, die manchmal als ökologischere Alternative für bodennah lebende Fischarten dargestellt werden, haben zwar weniger Einfluss auf den Meeresboden, können aber je nach Meeresgebiet zu viel unerwünschten Beifang verursachen.
“Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit einer Fischerei oder Fangmethode gilt es immer den Einzelfall zu betrachten. Genau das passiert bei einer Fischereibewertung nach dem MSC-Umweltstandard. Nur Fischereien, die das Ökosystem Meer nicht nachhaltig schädigen, erhalten dann das blaue MSC-Siegel.”