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MSC-Redaktion DACH

Ohne nachhaltiges Fischereimanagement kein MSC-Zertifikat

Im Nordostatlantik werden drei große pelagische Bestände überfischt, weil sich die Fangnationen nicht auf eine wissenschaftsbasierte Quotenaufteilung einigen. Dies widerspricht dem MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei und setzt das Wohl der Bestände aufs Spiel. Dürfen wir auf eine baldige Lösung des Problems hoffen?

Ein effektives, nachhaltiges Fischereimanagement gehört – neben der Vermeidung von Überfischung und dem Schutz des marinen Ökosystems – zu den zentralen Anforderungen des MSC-Umweltstandards für nachhaltige Fischerei. Insbesondere bei Beständen, die von mehreren Nationen befischt werden, sind klare Befischungsregelungen, wissenschaftsbasierte Fangquoten und die Zusammenarbeit aller Staaten wichtige Bestandteile eines guten Fischereimanagements.

Das Problem

Für die großen, von zahlreichen Nationen befischten Schwarmfisch-Bestände im Nordostatlantik – atlanto-skandischer Hering, Makrele und Blauer Wittling – gibt es derzeit kein nachhaltiges Fischereimanagement: In Ermangelung einer verbindlichen Fangquotenaufteilung zwischen den Fangnationen im Nordostatlantik werden diese Bestände deutlich über die wissenschaftlich empfohlene Fangmenge hinaus befischt. Auch die jüngsten Verhandlungen der beteiligten Staaten im Oktober 2020 haben zu keiner Lösung geführt.

Konsequenzen

Die MSC-zertifizierten Fischereien auf  atlanto-skandischen Hering und Blauen Wittling können ihre Zertifizierungsauflagen – ein effektives Fischereimanagement – nach Ansicht unabhängiger Fischereigutachter unter diesen Bedingungen nicht erfüllen. Sie werden ihr MSC-Zertifikat daher zum Ende des Jahres verlieren, so wie 2019 bereits die Makrelenfischer. Das schlechte Bestandsmanagment und der damit verbundene Verlust des Umweltsiegels sind bedauerlich und besorgniserregend – für die zertifizierten Fischer, für die auf Nachhaltigkeit bauenden Hersteller und Einzelhändler und für unsere Meere. 

Entscheidungen stehen kurz bevor

Die Hoffnungen ruhen nun auf den zusätzlich anberaumten politischen Verhandlungen am 25. November 2020 (Makrele) und im Januar 2021 (AS Hering). Eine Chance für die beteiligten Staaten, das Problem der fehlenden Einigung auf verbindliche Höchstfangmengen zu lösen und den künftigen Schutz der ökologisch wie ökonomisch so wichtigen Schwarmfischbestände im Nordostatlantik zu einer gemeinsamen Priorität zu machen.

Denn auch wenn atlanto-skandischer Hering, Makrele und Blauer Wittling nach aktuellen Bestandsschätzungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) noch nicht im „roten Bereich“ liegen: Dass Bestände zusammenbrechen können, wenn sie längere Zeit überfischt werden, zeigt die Historie des atlanto-skandischen Herings selbst. Sein Bestand, einer der größten der Welt, brach in den 1960er Jahren zusammen – ganze 20 Jahre dauerte es, bis er sich wieder erholt hatte. Heute geht es darum, eine Wiederholung dieser Geschichte zu vermeiden.