Das MSC-Programm steht allen Fischereien offen – kleinen und großen. Derzeit sind rund 80 kleine, handwerkliche Fischereien MSC-zertifiziert. Das sind rund 20 Prozent der MSC-zertifizierten Fischereien. Die Nachhaltigkeit einer Fischerei wird allerdings nicht durch ihre Größe bestimmt. Entscheidend ist, dass Bestände und Ökosystem durch die Fischerei nicht gefährdet werden.
Mangelnde Daten – mangelndes Management
Dass es weniger kleine, handwerkliche Fischereien im MSC-Programm gibt als große, industrielle liegt auch daran, dass kleine Fischereien oft vor besonderen Herausforderungen in Bezug auf eine Nachhaltigkeitszertifizierung stehen.
Was vielen kleinen Fischereien, insbesondere im Globalen Süden fehlt, sind wissenschaftliche Daten. Wie groß sind die Bestände? Was wird wo und in welcher Menge gefangen? Derartiges Wissen ist eine eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung und Regulierung der Fischerei - und damit für eine MSC-Zertifizierung. Hinzu kommen oft institutionelle Schwächen, fehlende Kontrollen und finanzielle Beschränkungen, die die Nachhaltigkeitsbemühungen dieser Fischereien erschweren.
„Big“ ist nicht gleich „bad“
Für das Überfischungsproblem gibt es keinen alleinigen Schuldigen. Die weltweite Kleinfischerei produziert etwa genau so viel Fisch für den menschlichen Verzehr wie die industrielle Fischerei. Dem gesunden Zustand des Fischbestandes ist es im Grunde egal, ob der Bestand von 1.000 kleinen oder von 100 großen Fischereien befischt wird - wichtig ist, dass ihm nur so viel entnommen wird, wie wieder nachwachsen kann.
Ursache für Überfischung sind vor allem eine schlechte Regulierung der Fischerei und mangelhafte Kontrollen, hinzu kommen illegale Fischerei und mangelnde Daten. All das kommt unter kleinen Fischereien ebenso zum Tragen wie unter großen.
Große oder kleine Fischerboote: Was ist nachhaltiger?
Nachhaltige industrielle Fischerei ist möglich
Nachhaltige industrielle Fischerei ist möglich, im MSC-Programm gibt es Hunderte Beispiele dafür. Die MSC-zertifizierte Alaska-Seelachs Fischerei zum Beispiel, eine der größten Fischereien weltweit, wird durch das hochmoderne Bestandsmanagement der National Oceanic and Atmospheric Administration, des National Marine Fisheries Service und des North Pacific Management Council streng reguliert. Dank dieser Regulierung, die ein nachhaltiges Fischereimanagement auszeichnet, sind dauerhaft hohe Anlandungen und gesunde Bestände möglich – ein Punkt, den 2025 auch die Vereinten Nationen in ihrem State of World Marine Fishery Resources hervorgehoben haben.
Die Vorstellung einer Welt mit ausschließlich kleinen, handwerklichen Fischereien geht an der Realität vorbei. Wir brauchen große Fischereien ebenso wie kleine – und wir müssen die großen ebenso wie die kleinen davon überzeugen, nachhaltig zu fischen.

Die Alaska-Seelachsfischerei ist eine der größten MSC-zertifizierten Fischereien. Sie wird auch von unabhängiger Seite oft als Vorzeigebeispiel für ein vorbildliches Fischereimanagement angeführt.Die Fischerei und ihre Auswirkungen auf das marine Ökosystem, werden kontinuierlich von Wissenschaftlern beobachtet. Die Empfehlungen über Fangmengen folgen seit Jahren dem Vorsorgeansatz, und jedes Fangschiff wird von unabhängigen Beobachtern begleitet.
Technischer Fortschritt – Fluch oder Segen?
Fortschritte in der Technologie bedeuten nicht zwangsweise Flottenausbau und Fangmengensteigerung. Sie können auch zu selektiverer und nachhaltigerer Fischerei mit geringeren Auswirkungen auf die Umwelt beitragen. Große kommerzielle Fischereibetriebe sind oft besser in der Lage, neue Technologien einzusetzen, die eine nachhaltige Fischerei unterstützen und dabei helfen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Ob es nun darum geht, neue Fanggeräte zu testen, Beifang zu reduzieren, die Überwachung und Datensammlung für das Management von Fischbeständen zu verbessern oder wissenschaftliche Untersuchungen zu finanzieren – große kommerzielle Fischereien können einen großen positiven Einfluss auf die Fischindustrie und auf unsere Meere haben, da sie über die Mittel und Kapazitäten verfügen, Fortschritt zu unterstützen.
Unterstützung für Kleinfischereien im Globalen Süden
Dem MSC ist die Bedeutung einer nachhaltigen Kleinfischerei insbesondere in Entwicklungsländern bewusst. Die Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit kann Fischereien weitreichende Veränderungen ihrer Arbeit oder ihres Fanggeräts abverlangen. Insbesondere für kleine Fischereien und solche im Globalen Süden können derartige Veränderungen eine große finanzielle oder organisatorische Hürde bedeuten. Genau diese Fischereien unterstützt der MSC mit Nachhaltigkeits-Knowhow, dem Aufbau von Partnerschaften und im Rahmen von Projekten auch finanziell. Es ist eine unserer Kernaufgaben, unsere Strukturen und Prozesse so weiterzuentwickeln, dass mehr Fischereien, insbesondere aus dem Globalen Süden, am MSC-Programm teilnehmen können. Mehr dazu.

Mit dem Ocean Stewardship Fund fördert der MSC innovative Projekte und Forschung, um die Nachhaltigkeit von Fischereien und den Schutz der Meere zu unterstützen.Seit seiner Gründung 2018 hat der MSC mit dem Fond bereits 35 innovative Projekte in aller Welt mit insgesamt über 1,5 Million Euro gefördert. Viele davon fördern die Nachhaltigkeitsbemühungen von kleinen und handwerklichen Fischereien im globalen Süden.
Mehr zur Arbeit des MSC und den Problemen unserer Meere:

MSC hilft im Globalen Süden
Etwa 100 Fischereien aus dem Globalen Süden sind derzeit MSC-zertifiziert. Darüber hinaus fördern wir seit einigen Jahren nachhaltige Fischerei im Globalen Süden - und zwar insbesondere kleine Fischereien.

Das bewirkt der MSC
Als gemeinnützige Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände will der MSC die weltweite Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm in nachhaltigere Bahnen lenken.

Das Ökoystem Meer ist in Gefahr
Die Meere und Ozeane sind ein wertvoller Lebensraum und leider bedroht durch Verschmutzung, Erwärmung, Versauerung und Überfischung.