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Fischöl und andere Nebenprodukte gewinnen an Relevanz – ihre Nachhaltigkeit hinkt hinterher

Fisch ist gesund und schmeckt – und wird immer beliebter. 1,4 Millionen Tonnen Wildfisch und Meeresfrüchte kommen jährlich allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf den Tisch – das sind mehr als 14 Kilogramm pro Kopf. Dass es in Anbetracht dieser Mengen wichtig ist, den Schutz der Fischbestände im Auge zu behalten, ist den meisten Verbrauchern inzwischen bewusst. Neun von zehn Bürgern der drei genannten Länder legen Wert auf die verantwortungsvolle Bewirtschaftung unserer Meere und immer mehr Konsumenten achten beim Fischkauf auf eine nachhaltige Herkunft ihrer Ware. Jeder Vierte greift gezielt zu Fischprodukten mit dem blauen MSC-Siegel. 

Fisch in Gesundheitspräparaten, Kosmetik, Medikamenten – hätten Sie’s gewusst?

Was jedoch die Wenigsten wissen: Der weltweite Fischfang geht heute deutlich über das hinaus, was als Speisefisch auf unseren Tellern landet. Jeder fünfte gefangene Fisch wird laut FAO nicht für die klassische Mahlzeit gefischt, sondern geht in die industrielle Produktion von sogenannten „Fischnebenprodukten“. So werden beispielsweise aus über 14 Millionen Tonnen Wildfischfang jährlich eine Million Tonnen Fischöl produziert. Das vitaminhaltige und Omega-3-Fettsäuren-reiche Öl kommt in Nahrungsergänzungsmitteln, pharmazeutischen Produkten, Streichfetten und Säuglings-Milchpulver zum Einsatz, um nur die wichtigsten Bereiche zu nennen.

Das Nachhaltigkeitsbewusstsein hinkt dem Wachstum hinterher

Dass das Wachstum dieses Sektors auch Auswirkungen auf Meere und Fischbestände hat, liegt auf der Hand. Umso wichtiger ist es nun, die im Lebensmittelbereich bereits fest etablierten Forderungen nach nachhaltigem Fischfang auch im Bereich der Omega-3 Gesundheitsprodukte zu verankern und sicherzustellen, dass das Ökosystem Meer für unsere „Gesundmacher“ nicht geschädigt wird. Nur: Für viele dieser neuen Produktkategorien gibt es derzeit noch keine Verankerung nachhaltiger Beschaffung in den Einkaufspolitiken der Hersteller und Händler.

„Wir wünschen uns ein größeres Nachhaltigkeitsbewusstsein in diesem Sektor. Auf Seiten der Hersteller, aber auch auf Seiten der Händler und Verbraucher, muss das Bewusstsein für die Herkunft von Zutaten und Inhaltsstoffen – die als solche häufig ja gar nicht konkret wahrgenommen werden – geschärft werden“, betont Camiel Derichs, Europa Direktor des MSC.

Erste Händler und Marken, wie z.B. Merz und Migros aus der Schweiz, haben Teile ihres Sortiments bereits auf Gesundheitsprodukte aus nachhaltigem Fischfang umgestellt. 70 Nahrungsergänzungsmittelprodukte haben im vergangenen Jahr das MSC-Siegel erhalten, das entspricht einer Steigerung um fast 30 %. Dennoch macht Fischöl aus MSC-zertifizierter Rohware bisher nur etwa vier Prozent der gesamten weltweiten Fischölproduktion aus. Vielen Fischereien, die für die Fischölproduktion fangen, fehlt bislang der Anreiz, ihre Aktivitäten auf eine nachhaltigere Basis zu stellen. Hier können Verbraucher und Händler einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie MSC-zertifizierte Ware nachfragen. Diese gibt dem Verbraucher die Sicherheit, dass der Fisch legal von einer nachhaltigen Fischerei gefangen wurde und entlang der Lieferkette vom Meer bis zum Teller rückverfolgt werden kann. Das MSC-Siegel ist als die weltweit glaubwürdigste und strengste Kennzeichnung für nachhaltige Fischerei anerkannt.

Klein aber fein

Für die Produktion von Fischöl werden oft kleine Arten wie etwa Heringe, Sardellen oder Krill verwendet. Diese Arten stehen am unteren Ende der marinen Nahrungskette und bilden die Nahrungsgrundlage für viele größere Fische, Meeressäuger und Seevögel. Einige dieser kleinen Fischarten befinden sich aktuell nicht in gutem Zustand – ihre Überfischung hätte gravierende Auswirkungen auf das Gleichgewicht unter Wasser.

Unabhängig davon, für welches Endprodukt ein Fisch gefangen wird: Für den Erhalt der Fischbestände und ein intaktes Ökosystem ist es von immenser Bedeutung, dass jede Branche, die auf Fisch als Zutat angewiesen ist, auf eine nachhaltige Nutzung ihrer Ressourcen achtet!

Jeder fünfte weltweit gefangene Fisch landet nicht als Speisefisch auf unserem Teller, sondern wird zu Fischmehl oder Fischöl verarbeitet in Kapseln, Pulver, Cremes und Ähnlichem.