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Die Vorbehalte gegen den Einsatz von Grundschleppnetzen in den Meeren sind groß, auch wenn der größte Teil des Wildfangs auf unseren Tellern genau aus dieser Fischerei kommt. Aber welche Auswirkungen hat diese Fangmethode wirklich?

Grundschleppnetzfischerei kann, wenn sie nicht gut gemanagt wird, eine zerstörerische Fangmethode sein. Sie kann empfindliche Lebensräume schädigen und zum Beifang nicht zielgerichteter Arten führen. Es ist wissenschaftlich aber nicht korrekt, dass alle Grundschleppnetze zerstörerisch sind, genauso wenig wie alle anderen Fangeräte (Stellnetze, Fallen, Reusen etc.) per se gut und nachhaltig sind. Der MSC betrachtet immer den Einzelfall und bewertet jede Fischerei individuell. Grundschleppnetzfischereien, die das marine Habitat irreversibel schädigen, erhalten keine MSC-Zertifizierung.

Die Grundschleppnetzfischerei trägt zu etwa einem Viertel des weltweiten Wildfangs von Fisch und Meeresfrüchten bei – darunter einige der weltweit beliebtesten Arten wie Kabeljau, Pollack, Schellfisch sowie wild gefangene Garnelen und Shrimps. Sicherzustellen, dass Grundschleppnetzfischereien nachhaltig betrieben werden, ist entscheidend, wenn wir gesunde und widerstandsfähige Ozeane erhalten und gleichzeitig weiterhin Fisch und Meeresfrüchte für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung gewinnen wollen.

 

 

Was ist Grundschleppnetzfischerei und was sind ihre Auswirkungen?

Die Grund- oder demersale Fischerei ist eine Fangmethode, bei der Schleppnetze eingesetzt werden, um Fische und andere Meerestiere zu fangen, die auf oder nahe dem Meeresboden leben. Dabei kommen verschiedene Arten von Fanggeräten zum Einsatz, bei dem ein trichterförmiges Netz von einem oder zwei Booten über den Meeresboden gezogen und durch seitliche Platten (Schleppnetztüren) oder einem Grundtau offen gehalten wird. In vielen Fällen haben diese Fanggeräte direkten Kontakt mit dem Meeresboden. Es gibt aber auch Zielarten, für die das Netz einige Meter über dem Boden geschleppt wird. 

Die Auswirkungen von Grundschleppnetzen hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab, unter anderem:

  • Empfindlichkeit und Widerstandsfähigkeit des Meeresbodens: Tatsächlich richtet schon der einmalige Einsatz eines Grundschleppnetzes auf Korallen einen Schaden an, der erst in vielen Tausend Jahren wieder heilt. In Gebieten, die generell stark von Strömungen und/oder Gezeiten beeinflusst sind und in denen natürliche Bodenumwälzungen stattfinden, wie z.B. im Ärmelkanal, in dem der Tidenstrom zweimal am Tag gewaltige Sandmengen umbettet, sind die Auswirkungen eines Grundschleppnetzes geringer und meist nur temporär. 

  • Verwendeter Gerätetyp; das Grundtau und Netz kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Ebenso beeinflusst das Gewicht und die Größe des Netzes den Kontakt und die Auswirkungen auf den Meeresboden. 

  • Intensität der Fischerei und die befischte Fläche (also die Fläche, die tatsächlich mit dem Fanggerät in Berührung kommt).

 

 

 

Dredging gear illustration

Können Grundschleppnetzfischereien MSC-zertifiziert werden? 

Fischereien, die mit Grundschleppnetzen arbeiten, können nur dann eine MSC-Zertifizierung erhalten, wenn sie nachweisen können, dass sie keine ernsthaften oder irreversiblen Schäden an Lebensräumen am Meeresboden oder an der biologischen Vielfalt verursachen.

Im Rahmen einer Bewertung muss die Fischerei belegen, dass sie die betroffenen Lebensräume kennt und die Auswirkungen ihrer Fangtätigkeit versteht. Dazu gehören beispielsweise Meeresboden-Kartierungen und Habitatuntersuchungen, um verschiedene Lebensräume zu identifizieren und aufzuzeigen, wo sich diese mit Fanggebieten überschneiden.

Nicht die Fangmethode selbst, sondern der Umgang damit und dessen Auswirkungen unterscheiden nachhaltige von nicht-nachhaltigen Grundschleppnetzfischereien.

Wie trägt die MSC-Zertifizierung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bei?

Die MSC-Zertifizierung motiviert Fischereien mit Grundschleppnetzen, ihre Auswirkungen auf die Meeresumwelt zu verringern. Viele Fischereien müssen nicht nur Verbesserungen vornehmen, um dem MSC-Standard überhaupt erst zu erfüllen – sie sind auch verpflichtet, sich nach der Zertifizierung kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Seit 2017 haben Fischereien 123 Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt, um die Auswirkungen von grundgeschleppten Fanggeräten auf Lebensräume und Ökosysteme besser zu verstehen und zu verringern. Dazu zählen unter anderem Meeresbodenuntersuchungen und die Erstellung von Karten, um empfindliche Ökosysteme gezielt zu vermeiden.

Zur Erkennung empfindlicher Lebensräume und Arten sowie zur Identifizierung von Überschneidungen mit der Fischerei werden Meeresboden-Kartierungen und Habitatuntersuchungen durchgeführt – unter Nutzung von Daten zur Überwachung und Nachverfolgung von Fischereifahrzeugen (VMS). So können Fischereien diese Gebiete gezielt meiden und ihre Fangmethoden anpassen, um Auswirkungen zu minimieren.

Gebiete mit empfindlichen Lebensräumen können auch vollständig für die Fischerei gesperrt werden. Solche Schließungen werden häufig von Regierungen oder regionalen Fischereimanagementorganisationen eingeführt, manchmal aber auch freiwillig von der Fischerei selbst. So hat die schottische Schleppnetzflotte ein Gebiet unmittelbar nach dem Fund empfindlicher See-Federn (Seepens) für ihre Schiffe gesperrt – noch bevor es offiziell als Meeresschutzgebiet ausgewiesen wurde.

Auch unberührte Gebiete können vor dem Einsatz von Grundschleppnetzen geschützt werden. Die südafrikanische Seehecht-Fischerei hat 2007 freiwillig ihr sogenanntes „Schleppnetz-Fußabdruck“-Gebiet eingefroren und darf nur noch in zuvor befischten Zonen arbeiten. Die Einhaltung dieser Grenzen ist inzwischen Voraussetzung für die Erteilung einer Fanglizenz.

Die Auswirkungen auf Lebensräume können auch durch Veränderungen an den Fanggeräten und deren Einsatz reduziert werden. Dazu zählen etwa die Begrenzung von Gewicht und Größe der Geräte sowie die Reduzierung der Kontaktpunkte mit dem Meeresboden. So können beispielsweise Gummischeiben oder -kugeln an den Leinen angebracht werden, die an beiden Seiten des Netzes über den Meeresboden gezogen werden.

Es gibt viele verschiedene Maßnahmen, um den Beifang in Grundschleppnetzfischereien zu verringern – etwa durch Modifikationen am Netz, die es untermaßigen oder nicht zielgerichteten Arten ermöglichen zu entkommen, oder durch Technologien, die die Selektivität des Fangs verbessern.

Vorrichtungen zur Vermeidung von Beifang sind eine effektive Möglichkeit, größeren oder unerwünschten Arten die Flucht aus dem Netz zu ermöglichen. Viele Kaltwasser-Garnelenfischereien haben den Beifang von Bodenfischen wie Kabeljau und Schellfisch deutlich reduziert, indem sie ein Gitter – das sogenannte „Nordmore-Gitter“ – in ihre Netze eingebaut haben. Dieses verhindert, dass größere Fische in das Ende des Netzes gelangen, lässt jedoch kleinere Garnelen hindurch und leitet die Fische zu einer Öffnung im oberen Bereich des Netzes, durch die sie entkommen können.

In einer australischen zertifizierten Garnelenfischerei wurde durch den Einsatz solcher Ausschlussgeräte der Beifang von Meeresschildkröten nahezu vollständig eliminiert. 
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MSC-zertifizierter nachhaltiger Schollenfang

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