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Ist das FAD-Fischen nachhaltig? Erfahren Sie, warum FADs beim Thunfischfang eingesetzt werden und wie sie nachhaltig genutzt werden können.

Was sind Fischsammler (FADs)?

Fischsammler oder Lockbojen ("Fish Aggregating Devices" kurz FADs) sind künstliche, in der Regel schwimmende Holzkonstruktionen mit daran befestigten Netzen oder Seilen, die Fische anlocken sollen. Diese Flöße können entweder frei schwimmen (sogenannte treibende FADs oder dFADs) oder am Meeresboden verankert sein (sogenannte verankerte FADs oder aFADs).

Einige Thunfischfischereien zielen auch auf auch auf natürliche Strukturen oder Objekte, wie frei schwimmende Baumstämme oder große Meerestiere wie Walhaie ab, um die sich die Fische versammeln. Dies wird als "naturverbundene" oder "objektverbundene" Fischerei bezeichnet.

Treibende FADs werden häufig zusammen mit Ringwaden eingesetzt. Laut der International Seafood Sustainability Foundation (ISSF) werden FADs bei 65% der Ringwadenfänge und bei 40% des weltweiten Fangs von Echtem Bonito eingesetzt.
Fish Aggregating Device (FAD) with red buoy

V. l. n. r.: Ein Palmenstamm als natürlicher Fischsammler, verankerter FAD (aFAD) und treibender FAD (dFAD)

In den Diskussionen rund um das Thema Thunfisch und Nachhaltigkeit taucht immer wieder auch der Ruf nach Abschaffung von Lockbojen, kurz FADs, auf. Diese Lockbojen haben sich in der Thunfisch-Fischerei in tropischen Gewässern als gängige Praxis etabliert, werden aber nicht selten als nicht nachhaltig kritisiert. Erfahren Sie, was es mit dieser Fangmethode auf sich hat und warum der Einsatz von FADs nicht unbedingt gleichbedeutend mit „schlecht“ sein muss. Denn wichtig ist dabei vor allem das Zusammenspiel von Fischerei und Ökosystem.

Echter Bonito: Wird in der Regel an der Wasseroberfläche gefangen, mit Ringwaden oder Angelruten. Bei der Fischerei auf Echten Bonito werden häufig FADs eingesetzt, da der Echte Bonito sich besonders gerne in der Nähe von schwimmenden Objekten tummelt. Echter Bonito ist die Thunfischart, die am häufigsten in der Dose zu finden ist und macht mehr als die Hälfte der weltweiten Thunfischfänge aus.

Weißer Thunfisch: Größere Exemplare des Weißen Thunfischs halten sich tief im Wasser auf (vor allem in den Subtropen) und die Fischer setzen zum Fang deshalb in erster Linie Langleinen ein. Kleinere Exemplare hingegen werden außerhalb der tropischen Gewässer mit der Schleppangel nahe der Wasseroberfläche gefangen.

Gelbflossen Thunfisch: Kleinere Exemplare werden nahe an der Meeresoberfläche gefangen, wobei eine Vielzahl von Fanggeräten eingesetzt wird: Ringwaden, Angelruten oder - zum Fang größerer oder älterer Fische - Langleinen. Der Langleinenfang wird häufig frisch exportiert.

Großaugen Thunfisch: Größere und ältere Exemplare werden vor allem mit der Langleine gefangen, kleinere Fische hingegen werden an der Meeresoberfläche gefangen, unter anderem mit Angelruten oder Ringwaden.

 

Fangmethode Angelrute:

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Fangmethode Ringwade:

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Fangmethode Langleinen:

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Warum setzen Thunfischfischereien Lockbojen (FADs) ein?

Thunfische sind weit wandernde Fische, die sich über Tausende von Meilen fortbewegen. Einige Fischer verfolgen die Thunfische oder folgen ihren Wanderungen, um sie zu fangen - dies wird als "Free School"-Fischerei bezeichnet. Andere Fischer verwenden FADs, um die Thunfische leichter aufzuspüren und zu fangen. Indem sie ihre Netze auslegen und ihre Leinen in der Nähe von FADs auswerfen, können die Fischer ihre Fänge erheblich steigern und die Zeit auf See und damit die Kosten für den Thunfischfang verringern.

Was sind die Probleme beim Einsatz von FADs?

Der gezielte Einsatz von Lockbojen in der Thunfischfischerei ist jedoch umstritten, was vor allem an der Beifangproblematik liegt: Denn neben Thunfischen ziehen FADs auch andere Fischarten und Meerestiere, wie etwa Schildkröten oder Haie, an, die sich in den hängenden Netzen der FADs verfangen oder aber als unerwünschter Beifang in den Netzen der Fischer landen können.

Hohe Beifangmengen können sich nachteilig auf das Ökosystem auswirken. FADs können auch den Fang von jungem Thunfisch erhöhen und so die Nachhaltigkeit einiger Thunfischbestände gefährden. Die Arten reagieren jedoch unterschiedlich auf die verschiedenen Arten von FADs, und verschiedene Fangtechniken können das Ausmaß des Beifangs erheblich beeinflussen.

Neben den Beifangproblemen sind auch die möglichen Auswirkungen von FADs auf die Wanderungsmuster von Thunfisch Gegenstand laufender Forschungsarbeiten. Auch die Auswirkungen verloren gegangener oder ausgedienter FADs auf Lebensräume wie Korallenriffe und die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik sind ein Problem. Mit schätzungsweise 81.000-121.000 FADs, die jedes Jahr weltweit eingesetzt werden, können die kumulativen Auswirkungen von FADs schädlich sein, wenn sie nicht wirksam verwaltet werden. 

Vom Problem zur Lösung

In den letzten Jahren wurden erhebliche Fortschritte bei der Verringerung der negativen Auswirkungen von Fischsammlern erzielt. Die Thunfischfischer entwickeln in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen technologische Verbesserungen bei der Konstruktion von FADs. So setzen einige Fischereien beispielsweise biologisch abbaubare und nicht verheddernde treibende Lockbojen ein, um deren Verbleib in der Meeresumwelt und den Fang von Nichtzielarten zu verringern.

Diese Bemühungen in Verbindung mit einer verbesserten Rückverfolgung und Datenerfassung, der Zulassung und Registrierung von FADs, der Überwachung und Rückholung alter Lockbojen sowie Änderungen am Ringwadenfanggerät haben es den Fischereien, die FADs einsetzen, ermöglicht, ihre Auswirkungen auf ein Niveau zu reduzieren, das eine nachhaltige Zertifizierung ermöglicht.

Im Jahr 2018 vergab der MSC ein Stipendium an einen Doktoranden, der eine neue Methode zur Verfolgung verankerter FADs in indonesischen Gewässern entwickelt hatte. Die von indonesischen Kleinfischern verwendeten ankernden FADs (aFADs) sind lokal als "Rumpon" bekannt und bestehen oft aus Kokosnuss- oder Palmblättern, die mit ihrem Aroma Fische anlocken sollen.

Trotz neuer staatlicher Vorschriften zur Bewirtschaftung von aFADs im westlichen Pazifik bleiben die "Rumpon" weitgehend undokumentiert, und es kann schnell zu einer Überfischung kommen. Die Analyse hat gezeigt, dass durch die freiwillige Anbringung von Satellitentrackern an den Schiffen der lokalen Fischereigemeinschaft die Nutzungsmuster der FADs ermittelt und die Gefahr der Überfischung verringert werden kann.

Biologisch abbaubarer Fischsammler, eingesetzt von der TUNACONS Thunfischfischerei im östlichen Pazifik

Fischereien unter der Lupe: Welche Rolle spielt der MSC?

Die Zertifizierung nach dem MSC-Fischereistandard basiert auf einer umfassenden Bewertung der Auswirkungen einer bestimmten Fischerei und der Umwelt, in der sie betrieben wird. Die neueste Version des MSC-Fischereistandards, die im Oktober 2023 veröffentlicht wurde, enthält verschärfte Anforderungen, um den Verlust von Fanggeräten zu minimieren und die Auswirkungen verlorener Fanggeräte abzumildern.

Diese Anforderungen gelten auch für FADs: Fischereien müssen nun über verloren gegangene Lockbojen Rechenschaft ablegen und nachweisen können, dass sie diesen Verlust vermeiden und managen. Dazu gehört das Aufspüren oder Einholen von FADs oder der Nachweis, dass sie wenig Auswirkungen haben, weil man sich nicht in ihnen  verfangen kann und sie biologisch abbaubar sind. 

Alle Fischereien müssen unabhängig von ihren Fangtechniken nachweisen, dass die Beifangraten keine langfristige Bedrohung für die Arten in dem Ökosystem darstellen, in dem sie tätig sind.

In der Vergangenheit wurden nur wenige Fischereien, die treibende FADs einsetzen, nach dem MSC-Fischereistandard bewertet, da die Auswirkungen nicht ausreichend bekannt waren oder die Beifangraten zu hoch waren. In jüngster Zeit haben jedoch Verbesserungen bei der Konstruktion, der Forschung und dem Management von FADs eine Bewertung ermöglicht.

 

Zunehmende Nachhaltigkeit beim Thunfischfang mit FADs

Die im November 2018 zertifizierte Ringwadenfischerei Echebastar im Indischen Ozean war die erste FAD-Fischerei überhaupt, die nach jahrelangen Verbesserungen an ihrer Fangmethode eine MSC-Zertifizierung erhalten konnte. Gleiches ist im Sommer 2022 sechs Fischereien des spanischen Fischereiunternehmes AGAC gelungen. 

Echebastar wie auch AGAC hatten ihren Beifang verringert, indem sie unter anderem die Anzahl der FADs reduzierten, nur Fischsammler ohne herabhängende Netze verwenden und die rasche Freisetzung von beigefangenen Nicht-Zielarten gewährleisten. Eine hohe Beobachterrate an Bord der Fangschiffe (100% bei Echebastar, 62 bis 72% bei AGAC) garantiert eine gute Kontrolle der Beifangraten. Bei Zertifizierung haben sich die Fischereien zudem verpflichtet, in wissenschaftliche Forschung zu investieren, um die potenziellen Auswirkungen von FADs noch besser zu verstehen und zu reduzieren.

Wir sind überzeugt, dass das MSC-Programm mit seinen Anreizen für verantwortungsvollen Thunfischfang eine positive Entwicklung hin zu nachhaltigeren Fischereipraktiken unterstützt. Im Thunfischsektor trägt es dazu bei, neue Methoden zu fördern, die die ökologischen Auswirkungen des Einsatzes von FADs verringern, und sorgt für strengere Kontrollen, damit diese Maßnahmen auch wirksam umgesetzt werden.

Wir beobachten, dass die Fischereiindustrie erhebliche Anstrengungen unternimmt, um die Umweltauswirkungen von FADs weiter zu reduzieren. Durch Forschung, Innovation und kontinuierliche Verbesserungen kann Thunfisch so gefangen werden, dass Fischerei sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch ökologisch verantwortungsvoll bleibt.

 

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