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Fisch gehört in den meisten Familien ganz selbstverständlich auf das Menü für die Weihnachtsfesttage. Warum das so ist, wissen heute jedoch nur noch die wenigsten. Hier erfahrt Ihr, wo diese Tradition ihren Ursprung hat und welche Symbolkraft sich hinter dem Fischessen in der Weihnachtszeit verbirgt.

Weihnachten ist das wichtigste Fest in der christlich geprägten Welt. Beinahe alle Bräuche, die die (Vor-)Weihnachtszeit seit Jahrhunderten charakterisieren, haben ihren Ursprung in der christlichen Liturgie. Das reicht vom Anzünden der Kerzen an den vier Adventssonntagen über das Lichterfest am Martinstag bis hin zu den schönen Liedern an den Weihnachtsfeiertagen.

Dabei gerät jedoch oftmals in Vergessenheit, dass auch die Speisenfolge eng mit christlichen Traditionen verbunden ist. Fragt man heute nach typischen Weihnachtsgerichten, hört man oft, dass es am Heiligabend Fisch oder die weniger aufwendige Variante Würstchen mit Kartoffelsalat gibt und in den nächsten Tagen Geflügel- und Wildgerichte folgen. Warum das so ist und dass es dafür überhaupt einen Grund gibt, wissen jedoch nur wenige.

Fasten in der Adventszeit

Über viele Jahrhunderte war in der Adventszeit Fasten angesagt (erst Anfang des 20. Jahrhunderts hob die Katholische Kirche das Fastengebot auf). Das Weihnachtsfest feiert schließlich die Geburt von Jesus Christus, die für die Ankunft Gottes auf Erden steht und damit eines der wichtigsten Ereignisse im christlichen Kirchenjahr ist. Die Wochen vorher sollten die Gläubigen dazu nutzen, ihren Glauben zu stärken und sich auf die christlichen Werte zu besinnen.

Beim religiösen Fasten geht es nicht in erster Linie um Ernährungsverbote, sondern vor allem um den zeitweiligen Verzicht auf weltliche Vergnügungen und sündhafte Gewohnheiten, die vom Dialog mit Gott ablenken könnten. Das Verbot bestimmter Speisen in dieser Zeit soll nur dazu dienen, sich im Verzicht zu üben und die Konzentration auf das Wesentliche fördern.

Giovanni Lafranco - Miracle of the bread and fish

Giovanni Lafranco - Miracle of the bread and fish [public domain]

Warum Fisch?

Die Fastenordnung ist umfangreich und regelt genauestens, was Woche für Woche an bestimmten Tagen gegessen werden darf. Das wichtigste Gebot ist jedoch, in dieser Zeit auf Fleisch zu verzichten. Und darin liegt auch schon der Ursprung für das traditionelle Fischgericht am Heiligen Abend. Fisch durfte in der Fastenzeit nämlich gegessen werden, und da das Fasten ursprünglich erst am 1. Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember, gebrochen wurde, war ein Fischgericht eine einfache Lösung, Heiligabend mit einem Festmahl zu begehen, ohne das Fasten vorzeitig zu beenden.

Außerdem spielt der Fisch eine besondere Rolle in der christlichen Symbolik. Eine biblische Erzählung besagt, dass Jesus aus fünf Broten und zwei Fischen so viel Essen machte, dass 5000 hungernde Menschen davon gesättigt wurden. Darüber hinaus wird der stilisierte Fisch von Christen weltweit seit langer Zeit als Erkennungszeichen verwendet, da das griechische Wort für Fisch ein Akronym für das christliche Glaubensbekenntnis ist.

Weihnachtskarpfen in vielen Varianten

Der Tradition entsprechend wird für das Weihnachtsessen Karpfen zubereitet. Warum es ausgerechnet der Karpfen ist, mag daran liegen, dass es ein einheimischer Fisch ist, der relativ leicht zu beschaffen ist. Außerdem unterhielten viele Klöster eine eigene Karpfenzucht und konnten sich so leicht selbst versorgen.

Die Zubereitung des Karpfens unterscheidet sich in den verschiedenen Regionen Deutschlands deutlich. Während der Fisch im Süden traditionell in Stücke geschnitten, paniert und gebraten wird, ist im Norden die Variante “Karpfen blau” sehr verbreitet. Dafür wird der Karpfen ausgenommen und anschließend noch mit Schuppen vorsichtig im siedenden Wasser gegart. Dadurch erhält er eine bläuliche Färbung, die dieser Zubereitungsart den Namen gegeben hat. Eine weitere Möglichkeit ist es, den ausgenommenen Karpfen mit Kartoffeln und Saisongemüse zu füllen und anschließend im Backofen zu braten.

Unabhängig von der Zubereitung werden zum Karpfen einfache Beilagen wie Salzkartoffeln, Karotten und Sellerie, Kartoffelsalat oder Gurkensalat zubereitet. In Thüringen machen die traditionellen Thüringer Klöße das Festessen komplett.

Bräuche um den Weihnachtskarpfen

Unabhängig von der christlichen Bedeutung haben sich auch einige Bräuche um den Weihnachtskarpfen entwickelt. Mit ihrer münzähnlichen Form stehen die Schuppen des Fisches für Geldsegen und werden in manchen Regionen als Glücksbringer für das neue Jahr im Portemonnaie aufbewahrt.

In Schlesien war es wiederum Tradition die übrig gebliebenen Gräten und Knochen an den Wurzeln der Obstbäume im Garten zu vergraben, damit sie im kommenden Jahr reich an Früchten sind. Und ein alter Glaube besagt, dass sich im Auge eines Karpfens ein mondförmiger Stein befindet, der dem Finder im nächsten Jahr besonderes Glück bringen wird.

salat mit jakobsmuscheln

Fisch als Festessen zu Weihnachten

Trotz Aufhebung des Fastengebots bleibt Fisch eine beliebte Weihnachtsspeise. Karpfen steht dabei jedoch immer seltener im Mittelpunkt. Heutzutage darf es auch oft Lachs, Zander oder Kabeljau sein. Da viele Fischbestände unter Überfischung leiden, empfehlen wir, beim Fischkauf auf das MSC-Siegel zu achten. Das Siegel bekommen Fischereien, die nachweislich nachhaltig fischen und die keine überfischten Bestände befischen. So kann man den festlichen Fisch mit gutem Gewissen genießen.

Leckere, festliche und nachhaltige Fischrezepte findet Ihr hier.