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MSC-Zertifikat für portugiesische Sardinen-Fischerei suspendiert

Nach einem Überwachungsaudit im Dezember 2011 hat der Zertifizierer Moody Marine Intertek das MSC- Zertifikat der portugiesischen Sardinen-Fischerei mit Ringwaden suspendiert. Die vorübergehende Aussetzung des Zertifikats trat am 12. Januar 2012 in Kraft und wirkt sich wie folgt aus:

Alle nach dem 12. Januar gefangenen Sardinen dürfen weder als MSC-zertifiziert bezeichnet oder verkauft noch mit dem MSC-Siegel gekennzeichnet werden. Sardinen, die vor dem 12. Januar 2012 ins Netz gingen, dürfen das blaue MSC-Symbol weiterhin tragen – vorausgesetzt, die Anforderungen des MSC für die Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette bleiben erfüllt.

Nächste Schritte für die portugiesische Sardinen-Fischerei

Die Fischerei hat nun 90 Tage Zeit, um gemeinsam mit dem Zertifizierer Moody Marine Intertek einen geeigneten Aktionsplan zu entwickeln, über den die Gründe für die Suspendierung beseitigt werden sollen. Sollte der Zertifizierer den Aktionsplan genehmigen, bleibt das Zertifikat so lange suspendiert, bis die Korrekturmaßnahmen implementiert sind. Entwickelt die Fischerei keinen entsprechenden Aktionsplan, wird ihr nach Ablauf der 90-tägigen Frist das Zertifikat endgültig  entzogen.

Gründe und Voraussetzungen für die Suspendierung

Wie aus dem Auditbericht des Zertifizierers hervorgeht, erfüllt die Fischerei aufgrund der aktuellen Bestandssituation  der Sardine (wie aus dem jüngsten ICES-Bericht hervorgeht) und dem Fehlen angemessener Fangkontrollen den MSC-Standard nicht mehr. Sie hat nun 90 Tage Zeit, um gemeinsam mit Moody Marine Intertek hinreichende Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.

Fakten zur Fischerei

Bei der betroffenen Fischerei handelt es sich um „ANOPCERCO“ (Associação Nacional das Organizações de Produtores da Pesca do Cerco), der Nationalen Erzeugervereinigung für den Fang mit Ringwadennetzen. Die 128 Fangboote umfassende Vereinigung landete im Jahr 2011 rund 55.000 Tonnen Fisch an und wurde im Januar 2010 nach MSC-Standard zertifiziert.
Der Verband der Konservenindustrie „Ancip“ (Associação Nacional de Comerciantes e Industriais de Produtos Alimentares) unterstützte die MSC-Bewertung und vermarktete die MSC-gekennzeichneten Erzeugnisse in mehr als 14 Ländern, vor allem in Großbritannien, den Niederlanden und Österreich.

Die MSC-Zertifizierung trug zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Fischern, dem Meeresforschungsinstitut IPIMAR, Ancip und der portugiesischen Regierung bei. Wie im Zertifizierungsbericht und den dort enthaltenen Aktionsplänen gefordert, haben alle beteiligten Organisationen vertiefte Diskussionen zu Referenzwerten und Vorschriften zur Erntekontrolle geführt.

Die Zahlen des aktuellen ICES-Berichts vom Juli 2011 zeigen jedoch für den Sardinenbestand in den Fanggebieten VIIIc und IXa (Golf von Biskaya und iberische Gewässer) insgesamt ein negatives Bild: Während die fischereiliche Sterblichkeit (F) seit 2008 gestiegen ist, zeigt die Biomasse der Laichbestände seit 2006 eine Abnahme. Der ICES-Bericht folgert, dass in Anbetracht des derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes die Bestandssituation, die festgelegte Quote und die ergriffenen Managementmaßnahmen nicht ausreichen, um eine nachhaltige Befischung der Zielart zu gewährleisten.

Sardinen-Fischerei möchte Zertifikat aufrechterhalten

Humberto Jorge, Vorsitzender von Anopcerco, kommentiert: „Der Fischereisektor muss sich der Suspendierung des Zertifikats und ihren Konsequenzen stellen. Die Erzeugervereinigung und der Fischereisektor bemühen sich mit Nachdruck darum, die geeignetsten und wirksamsten Managementmaßnahmen zu finden, um diese ernste Herausforderung zu bewältigen.“

Nicolas Guichoux, Europa-Direktor des MSC, erläutert: „Das MSC-Programm erfordert eine laufende Überwachung der Nachhaltigkeit. Bei einer Änderung der Umstände muss sich die Fischerei anpassen, um dem MSC-Standard auch weiterhin gerecht zu werden. Eine Suspendierung erfolgt dann, wenn sich die Sachlage in einem solchen Ausmaß ändert, dass die Fischerei den Standard nicht mehr erfüllt. Allerdings erhält die Fischerei im Rahmen der Suspendierung Zeit, die nötigen Verbesserungen vorzunehmen und somit die Chance, ihr Zertifikat wieder zu aktivieren.“

„Der MSC unterstützt Anopcerco und den Industrieverband bei ihren Bemühungen, die Zertifizierung aufrechtzuerhalten. Trotz dieses herben Rückschlages sind wir davon überzeugt, dass dieser Prozess zu einer besseren Bewirtschaftung, günstigeren Aussichten für die Fischereiressourcen und zu langfristigen Vorteilen für die Fischerei und alle Beteiligten beitragen wird.“