Skip to main content
Artikel
Soft coral on Maldives sea floor
Wiche Korallen vor den Malediven (wahrscheinlich Sarcophyton sp.) (Wikimedia Commons)


Wie viel wissen wir über die Organismen, die am Meeresboden leben? Meeresschwämme, Seefedern und Tiefseekorallen sind nur einige der mysteriösen Kreaturen, die in den dunklen Tiefen leben. Der MSC-Umweltstandard berücksichtigt die Auswirkungen der Fischerei auf diese unsichtbaren Orte.  

Der MSC-Umweltstandard berücksichtigt das Leben auf dem Meeresboden

Wenn eine Fischerei nach dem MSC-Umweltstandard bewertet wird, prüft das Bewertungsteam, wie sich die Fischerei auf das gesamte marine Ökosystem auswirkt. Eine Fischerei kann nicht zertifiziert werden, wenn sie erhebliche Schäden verursacht oder irreversible Auswirkungen auf die Struktur und Funktion eines Meeresbodenlebensraums hat.

Fischereien, die nach der neuesten Version des Standards bewertet werden, müssen auch auf empfindliche Meereslebensräume, sogenannte Vulnerable Marine Ecosystems (VMEs) Acht geben. Dieser Begriff wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geprägt. Die FAO entwickelte 2008 Kriterien zur Definition von VME-Lebensräumen und definierte eine VME als Gruppen von Arten, Gemeinschaften oder Lebensräumen, die anfällig für Auswirkungen von Fischereitätigkeiten sein können. Wir haben die Definition der FAO in unseren Umweltstandard übernommen.

Der MSC-Standard sieht vor, dass die Fischerei Interaktionen mit VMEs vollständig vermeidet. Zertifizierte Fischereien müssen zusammenarbeiten, um Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensräumen umzusetzen.

Fischereien werden tätig

Die Anforderungen des Umweltstandards ermutigen zertifizierte Fischer, ihre Auswirkungen auf die Orte, an denen sie fischen, zu verstehen und zu bewältigen.

In Grönland hat die Forschungskartierung des Meeresbodens der zertifizierten Heilbuttfischerei geholfen, die Auswirkungen auf ihren Lebensraum zu verstehen. Auf dem Meeresboden um Grönland herum leben Korallen und Schwämme sowie andere bemerkenswerte Kreaturen wie Bryozoen, alte flechtenartige Tiere, die in der Tiefe ungewöhnliche Kolonien bilden. 

Als Reaktion auf die Forschung setzte die Fischerei Maßnahmen um, um ihre Auswirkungen auf den Meeresboden zu reduzieren. Die passten das Fanggerät an, um es weiter vom Meeresboden zu heben und die Schäden an Seefedern, einer Art von Weichkorallen, zu verringern. Außerdem hat sich die Fischerei auch für die Ausweisung eines Meeresschutzgebietes eingesetzt, das wichtige Korallen- und Schwammarten schützt.

Man and icebergs in Greenland
Forscher an Bord eines Schiffs vor Grönland. Die Zusammenarbeit zwischen Fischern und Wissenschaftlern ermöglicht Forschungen zum marinen Ökosystem vor Westgrönland - und dessen Schutz. Die Fischereigeschichte lesen >

In Südafrika
beschränkt sich eine zertifizierte Seehechtschleppnetzfischerei, die in flachen und tiefen Gewässern vor der West- und Südküste operiert, auf historische Schleppnetzflächen, um ihre Auswirkungen auf den Meeresboden zu begrenzen. Die Fischerei hat die Forschung unterstützt, darunter ein fünfjähriges Experiment zur Untersuchung von Veränderungen des Meeresbodens, nachdem Gebiete für den Schleppnetzfang gesperrt wurden. Diese Forschung fand Tiefseeanemonen und Seesterne, die auf dem dunklen Meeresboden leben, sowie viele weitere Arten. 

 

Diese Seehechtfischerei hat auch freiwillige Schließungen in Gebieten vorgenommen, die als Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPAs) vorgeschlagen sind. Die MPA-Vorschläge sollen den in der Konvention über die biologische Vielfalt festgelegten Zielen dienen. Diese sogenannten Aichi-Ziele sehen vor, dass bis 2020 10% des Meeresbodens unter Naturschutz (MPA-Flächen) steht.  

Im Südwestatlantik legt eine zertifizierte Jakobsmuschelfischerei in ihren Fanggründen Reservate an, um die Brutmuscheln zu erhalten und die Gebiete frei von Störungen der Fischerei zu halten. Um die Zertifizierung aufrechtzuerhalten, müssen sie untersuchen, wie sich die Arten in diesen befischten und nicht befischten Gebieten verändern, um sicherzustellen, dass die Fischerei keine schweren oder irreversiblen Schäden an dem Lebensraum verursacht. 

In schottischen Gewässern gibt es Gebiete, in denen Seefedern leben: zerbrechliche benthische Lebewesen, die wie altmodische Füllfederhalter aussehen und gegenüber Grundschleppnetzfischerei besonders empfindlich sind. Aufgrund der Zertifizierung und der MSC-Anforderung zur Vermeidung von VME-Lebensräumen hat sich eine Nordsee-Kabeljaufischerei mit rund 230 Schiffen freiwillig bereit erklärt, den Schleppnetzfang in diesem Gebiet zu vermeiden. Die schottische Regierung überwacht diese Fanggebietsschließung. Wenn in diesem Gebiet neue Fischereien zertifiziert werden, müssen sie sich ebenfalls an dieses Abkommen halten.

A pink sea pen growing in a sandy ocean floor with light shining on it
Eine rosa Seefeder am Meeresboden

Fischerei und Wissenschaft: ein gutes Team

 

Um den Fischern das Verständnis dafür zu erleichtern, wie sich ihre Aktivitäten auf die Lebensräume des Meeresbodens auswirken, entwickelten der MSC und die Universität Bangor ein Instrument, mit dem die Fischer ihre Auswirkungen einheitlich messen können. 

Das Instrument stellt vier Fragen, um die Auswirkungen der Fischer auf den Meeresboden zu verstehen:

  • Wo fischt ein Boot und wie oft fischt es dort?
  • Wie wirkt sich das Fanggerät auf den Meeresboden aus?
  • Welche Arten von Meeresbodenlebensräumen gibt es im Fußabdruck der Fischerei?
  • Wie lange dauert die Erholung eines jeden Lebensraumtyps, nachdem er durch die verwendeten Fanggeräte gestört wurde?

Das Instrument stützt sich auf detaillierte Informationen. Für einige Fischereien sind diese Informationen erst kürzlich verfügbar geworden. Bei anderen Fischereien sind diese Informationen noch in weiter Ferne.

Sie werden aus verschiedenen Quellen gesammelt:

  • Fischereischiffslogbücher und Schiffsüberwachungssysteme (VMS) sagen uns, wo und wie oft gefischt wird.
  • Forschungen wie das Trawling Best Practice Project schätzen die Auswirkungen von Fanggeräten auf den Meeresboden ab. Diese Forschung ergab, dass die Erschöpfung der Lebensräume stark mit der Durchdringung der Fanggeräte zusammenhängt.
  • An den Arten, die am Meeresboden leben, kann man erkennen, wie lange es dauert, bis sich dieser Lebensraum nach dem Fischen erholt. Wenn es sich um langlebige Arten wie Korallen oder Schwämme handelt, dauert es länger, bis sich der Lebensraum von Störungen erholt hat.
  • Auch die Meeresbodenoberfläche selbst ist wichtig. So erholt sich beispielsweise ein flacher Sandbank-Lebensraum, der vielen Gezeiten und Stürmen ausgesetzt ist, in der Regel schneller als ein ruhiger, schlammiger Tiefseebodenlebensraum.

 

 


 

 

Weitere Fischereigeschichten lesen - Kachel mit Bild von Fischer auf Boot