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Seaspiracy: Nachhaltige Fischerei hilft, unsere Ozeane zu schützen!

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MSC-Redaktion

Die MSC-Redaktion bringt Ihnen Neuigkeiten aus der Welt der nachhaltigen Fischerei.

Der Netflix-Film „Seaspiracy“ weist zu Recht darauf hin, dass unsere Meere in Not sind. Viele der Missstände, die der Film benennt – Beifang, Überfischung und die Zerstörung mariner Ökosysteme – bekämpft auch der MSC.

Bedauerlicherweise stellt das Filmteam die Glaubwürdigkeit verschiedener Meeresschutzorganisationen, darunter den MSC, in Frage. Ein Interview für den Film hatten wir seinerzeit abgelehnt, da von einem Produktionsteam, dass uns signalisierte, den Stopp von Fischfang und Fischkonsum als einzige Lösung zum Schutz der Meere zu sehen, keine ausgewogene Darstellung unserer Organisation zu erwarten war.

An dieser Stelle möchten wir nun einige Thesen des Films hinterfragen bzw. richtigstellen:  

 

Nachhaltigen Fischfang - gibt es das? 

Die Behauptung der Filmemacher, Fischfang könne nicht nachhaltig sein, ist falsch. Eine der erstaunlichsten Fähigkeiten von Fischbeständen ist es, dass sie sich regenerieren und immer wieder auf eine gesunde Bestandsgröße anwachsen können, wenn sie umsichtig befischt werden!

Es gibt Beispiele für Bestände, die bereits nahe des Zusammenbruchs standen, sich aber dank nachhaltiger Fischereipolitik und Befischung wieder erholen konnten. Zum Beispiel der Namibische Seehecht, der vor Westafrika jahrelang durch ausländische Flotten überfischt worden war, sich aber mit Änderung der Fischereirechte relativ schnell erholte und nun nachhaltig und mit MSC-Siegel befischt wird. Oder der Schwarze Seehecht vor Patagonien. Oder auch einige der wichtigsten weltweiten Thunfischbestände.

Nachhaltige Fischerei ist dabei nicht nur besser für die Fischbestände, sondern auch uns Menschen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass Fischbestände, die nachhaltig befischt werden, langfristig viel produktiver sind als überfischte Bestände – was bedeutet, dass es bei nachhaltiger Befischung auch mehr Fisch für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung gibt.     

 

Warum hat MSC ein Interview mit „Seaspiracy“ verweigert?

Wir haben uns entschieden, kein Interview für den Film zu geben, weil wir das Gefühl hatten, dass unsere Ansichten nicht fair und ausgewogen dargestellt werden würden. Grundsätzlich vertraten die Filmemacher die Ansicht, dass nur ein Fischereiverbot die Ozeane retten kann, was bereits in ihrem vorherigen Film "Cowspiracy" angedeutet wurde.

Die in "Cowspiracy" angewandte Taktik zeigte, dass Interviews mit Organisationen, die ihre Weltanschauung nicht teilten, filmisch so geschnitten wurden, dass sie in die Erzählung passten. Wir haben bereits in den sozialen Medien gesehen, dass einige derjenigen Organisationen, die zugestimmt haben, an "Seaspiracy" teilzunehmen, sich nun darüber beschweren, wie ihre Ansichten dargestellt wurden.

Ist eine MSC-Zertifizierung einfach zu erhalten? 

Heute sind weltweit mehr als 400 Fischereien MSC-zertifiziert. Sie wurden nicht durch den MSC selbst, sondern durch unabhängige, fachkundige Gutachterstellen bewertet. Jede MSC-Bewertung geschieht in einem transparenten Prozess, an dem sich auch Nichtregierungsorganisationen und andere externe Experten beteiligen können. Alle Bewertungen sind auf unsere Webseite einsehbar. Nur Fischereien, die die strengen Anforderungen unseres Umweltstandards erfüllen, werden zertifiziert.

Anders als die Filmemacher behaupten, ist eine MSC-Zertifizierung kein einfacher Prozess und manche Fischerei verbringt bereits im Vorfeld der Zertifizierung viele Jahre damit, ihre Fangpraktiken zu verbessern, um „reif“ für den Zertifizierungsprozess zu sein.

Tatsächlich, so zeigen unsere Daten, scheitert die Mehrheit aller Fischereien, die eine sogenannte „Vorbewertung“ durchlaufen, an den hohen Anforderungen unseres Umweltstandards. Viele dieser Fischereien setzen anschließend erhebliche Verbesserungen bei ihren Fangpraktiken um, bevor sie sich, manchmal erst Jahre später, in den offiziellen MSC-Zertifizierungsprozess begeben.   

 

Verfolgt der MSC finanzielle Interessen?

Der MSC ist eine unabhängige Nonprofit-Organisation, die vor mehr als 20 Jahren vom WWF und Unilever gegründet wurde, weil einer der weltweit bedeutendsten Fischbestände zusammengebrochen war. Der MSC ist kein kommerzielles Unternehmen. Wir erhalten keine Gelder von Fischereien oder aus deren Zertifizierung. Unsere Einnahmen stammen aus zwei Quellen: Spenden von Stiftungen und Lizenzgebühren, welche Supermärkte und Lebensmittelhersteller für die Nutzung unseres Siegels bezahlen müssen. Diese Siegelnutzung ist freiwillig.

Als gemeinnützige Organisation können wir keine Gewinne erzielen und sind verpflichtet, alle Einnahmen in unser Umweltprogramm zurückfließen zu lassen. Also etwa in Forschung, in Verbraucheraufklärung, in die Weiterentwicklung unseres Umweltstandards oder in die Unterstützung von Fischereien im Globalen Süden.

Wir sind absolut transparent hinsichtlich unseres Finanzierungsmodells und sehen es als wichtige Basis, um die Reform der Fischereiindustrie voranzutreiben und Marktanreize für nachhaltige Fischereien zu schaffen.

 

Haben MSC-zertifizierte Fischereien inakzeptable Beifangraten?   

MSC-zertifizierte Fischereien müssen ihren Beifang minimieren. Sie werden diesbezüglich jährlich kontrolliert. Die in „Seaspiracy“ erwähnte isländische Fischerei hat ihr MSC-Siegel aufgrund festgestellter zu hoher Beifänge verloren. Nach dem Siegelverlust arbeitete die Fischerei fünf Jahre lang mit einer Reihe von Partnern, einschließlich Vogelschutzorganisationen, zusammen, um Wege zur besseren Beifangreduzierung zu finden. Erst als das erreicht war, konnte die Fischerei 2020 erneut zertifiziert werden.

Es gibt zahlreiche positive Beispiele für MSC-zertifizierte Fischereien, die Innovationen zur Vermeidung vor Beifang entwickelt und umgesetzt haben - etwa Veränderungen an der Form von Langleinen-Haken, um den Beifang von Schildkröten zu verringern, oder das Anbringen von LED-Leuchten an Netzen, um unerwünschte Fischarten fernzuhalten.

Zu den bemerkenswerten Errungenschaften MSC-zertifizierter Fischereien gehören eine Felsenhummer-Fischerei in Australien, die ihren Beifang an Seelöwen massiv reduzierte, und eine Seehecht-Fischerei in Südafrika, die ihren Beifang an Albatrossen um 99 Prozent senken konnte.  

 

Sind Veganismus und der Verzicht auf Fischfang die einzige Lösung?

Der Produzent und der Ich-Erzähler von „Seaspiracy“ sind überzeugte Veganer. Wir respektieren Veganismus als legitime Ernährungsentscheidung und schätzen jeden, der diesen Weg geht. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass zum einen nicht jeder Mensch diesen Weg gehen will, und zum anderen Millionen von Menschen zur Deckung ihres Proteinbedarfs schlicht auf Fisch und Meeresfrüchte angewiesen sind.

Mit der Forderung, Fischfang und Fischkonsum komplett einzustellen, ignorieren die Filmemacher globale Herausforderungen wie die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung oder die ökologischen Kosten einer komplett landbasierten Produktion von tierischem und pflanzlichem Eiweiß (Stichwort CO2 Ausstoß, Klimawandel, Waldrodung, Land- und Wasserknappheit, um nur einige zu nennen).

Wir wissen, dass nachhaltige Fischerei die Überfischung der Meere beenden kann; dass sie in der Lage ist, Beifang, die Zerstörung mariner Ökosysteme oder auch den Verlust von Fischernetzen zu minimieren. Und dass sie bei alledem gleichzeitig ihren wichtigen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung leisten kann.

Bislang kommen 15% aller weltweiten Fischanlandungen aus kontrolliert nachhaltiger, MSC-zertifizierter Fischerei. Dem gegenüber ist die weltweite Zahl nicht-nachhaltiger Fischereien, mit all den in "Seaspiracy" gezeigten Implikationen, enorm. 

Einen Beitrag im Kampf gegen Überfischung und zerstörerische Fangpraktiken leistet jeder, der beim Fischkauf darauf achtet, nur Fisch aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei zu wählen. Ebenso wie jeder, der ganz auf tierische Nahrung verzichtet.