Das Mittelmeer ist nach dem Südostpazifik das am stärksten überfischte Meer der Welt.
Sommerziel Mittelmeer: Volle Strände, leere Netze
Das Mittelmeer mit seinen azurblauen Gewässern und atemberaubenden Küsten ist in den Sommermonaten eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Welt.
Doch das Mittelmeer unterliegt seit Jahren massiver Überfischung: 73 Prozent der kommerziell befischten Bestände werden außerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen befischt1 – mit anderen Worten: Drei Viertel der Bestände sind überfischt. Das bedroht das Ökosystem Meer, ebenso wie die Existenzgrundlage vieler in der Region.
Über 80 Prozent der Fangschiffe im Mittelmeer werden von kleinen, handwerklichen Betrieben gesteuert2. Obwohl diese kleine Küstenfischerei (Schiffe mit einer Länge von weniger als 10 Metern) in der Wahrnehmung vieler Menschen als besonders nachhaltig gilt, fehlt es den Booten häufig an wichtigen Grundlagen für eine evidenzbasierte Nachhaltigkeit: Kleine Fischerboote sind meist nicht mit elektronischen Logbüchern ausgestattet und sie laufen zahlreiche (meist kleine) Häfen an, was die Kontrolle der angelandeten Fischfangmengen erschwert. Das Sammeln valider Daten und auch das Monitoring gestalten sich schwierig.
Die Schiffstypen mit den größten Fangmengen jedoch sind Ringwadenfischer und pelagische Schleppnetzfischer (diese stehen für 48 Prozent der Gesamtanlandungen im Mittelmeer).
“Der Zustand des Mittelmeeres bessert sich zwar, ist aber immer noch besorgniserregend. Die Bestandssituation lässt kaum erfolgreiche Bewertungen nach dem strengen MSC-Umweltstandard zu. Daher sind hier aktuell lediglich drei Fischereien zertifiziert.”
Program Director MSC (DACH & Benelux)
Mittelmeer & Schwarzes Meer: Fischfang-Fakten
73%
der kommerziell genutzten Fischbestände sind überfischt
2x
so hoher Fischereidruck wie der als nachhaltig geltende Wert
1,2 Millionen
Tonnen Fangmenge im Jahr. Daraus generierter Umsatz: 2,9 Mrd. US-Dollar
85.300
Fangschiffe gibt es; 82% davon gehören zur kleinen Küstenfischerei mit Bootslängen <10 m
500.000
Arbeitsplätze gibt es (noch) in diesem Sektor, inklusive der Fischer
21%
beträgt der durchschnittliche Rückgang des Fischereidrucks in den letzten 10 Jahren
Die 5 Hauptgründe für den schlechten Zustand der Fischbestände im Mittelmeer
- Übermäßiger Fang: Die hohe Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten hat zu einer übermäßigen Ausbeutung der Fischbestände geführt, ohne verbindliche Fangquoten, ausreichende Regulierung und Kontrolle.
- Unregulierte Fischerei: Es gibt eine Vielzahl von Fischereimethoden im Mittelmeer, von denen einige umweltschädlich sind. Nicht nachhaltige Schleppnetzfischereien beispielsweise können große Mengen an Beifang aufnehmen oder zu einer erheblichen Schädigung des Meeresbodens führen.
- Beifang und Zerstörung von Lebensräumen: Meeresschildkröten, Haie, Rochen und Knorpelfische zählen zu den am stärksten durch Beifang gefährdeten Arten. Der nicht-nachhaltige Einsatz von Grundschleppnetzen zerstört Korallen, Seegraswiesen und andere sensible Lebensräume, die für die Fortpflanzung und das Überleben vieler Fischarten von entscheidender Bedeutung sind.
- Klimawandel: Die steigenden Temperaturen und der sauerstoffarme Zustand einiger Meeresgebiete können das Wachstum und die Fortpflanzung von Fischen beeinträchtigen. Dies führt zu einer Schwächung der Fischbestände.
- Mangelnde Zusammenarbeit und Koordination: Die Fischerei im Mittelmeer wird von einer Vielzahl von Ländern mit unterschiedlichen Interessen und Regelungen betrieben. Eine begrenzte Zusammenarbeit führt zu einer nicht nachhaltigen Ressourcennutzung und einer mangelnden Durchsetzung von Schutzmaßnahmen.
5 Tipps gegen Überfischung im Mittelmeer
Als Urlauber können wir unseren Teil zum Schutz des Mittelmeers beitragen. Mit diesen 5 Tipps leisten Sie Ihren Beitrag, Fisch im Mittelmeer zu erhalten.
Die Bestandssituation im Mittelmeer ist kritisch, doch es gibt immerhin drei nachhaltig arbeitende Fischereien, die nach dem strengen Standard des MSC zertifiziert sind:
- Venezianische Venusmuschel-Fischerei (Italien)
- JC Mackintosh Greenstick eine Handleinen- und Angelrutenfischerei auf Blauflossenthunfisch (Spanien)
- Sathoan, eine handwerkliche Langleinen- und Handleinenfischerei auf Blauflossenthunfisch (Frankreich).
Mit Unterstützung durch Spenden der MAVA Foundation widmet sich der MSC der Verbesserung der Mittelmeerfischerei. Nach einem umfassenden Mapping der Mittelmeerfischerei wurden 100 Fischereien in Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland genauer unter die Lupe genommen, 24 von wurden ins Projekt „MedFish“ aufgenommen, ein ambitioniertes Fischerei-Verbesserungsprojekt von MSC und WWF.
"MedFish" ist teil des übergeordneten "MedPath"-Programms des MSC, das die kleine, handwerkliche Fischerei im Mittelmeer nachhaltiger machen will. Dazu zählen neben den MedFish-Projekten in Spanien und Frankreich auch "BluFish" in Italien sowie "HellasFish" in Griechenland. Diese kleinen Fischereien sind zwar noch weit von eine möglichen MSC-Zertifizierung entfernt. Aber: Die Verbesserungen, die sie vornehmen, sind angesichts des Ausmaßes des Problems enorm wichtig.
Fischerei und Klimawandel
Zahlen
Artengruppen mit den meisten Fängen zwischen 2018-2020
Im Mittelmeer und Schwarzen Meer gibt es eine Vielzahl von Fischarten, die gefangen werden. Die Häufigkeit und Artenvielfalt der Fänge können jedoch je nach geografischer Lage, Jahreszeit und Fischereipraktiken variieren.
Die drei Artengruppen mit den meisten Fängen machen rund 73% aller Fänge aus:
665.500 Tonnen
Heringe, Sardinen, Sardellen
117.400 Tonnen
Verschiedene Küstenfische
88.100 Tonnen
Verschiedene pelagische Fische
Anmerkungen
[1] Zustandsbericht der Vereinten Nationen 2022: The State of Mediterranean and Black Sea Fisheries 2022, S. 89
[2] Zustandsbericht der Vereinten Nationen 2022: The State of Mediterranean and Black Sea Fisheries 2022, S. 107
Der UN FAO The State of Mediterranean and Black Sea Fisheries 2022 Report enthält Daten bis 2020.