Vier Muschelfischereibetriebe, zusammengeschlossen zur Niedersächsischen Muschelfischer GbR, lassen die Ernte ihrer Miesmuscheln (Mytilus edulis) nach dem international anerkannten MSC-Standard für nachhaltige Fischerei bewerten. Die niedersächsischen Fischereibetriebe bewirtschaften mit ihren fünf Kuttern 1.300 Hektar Kulturfläche, die überwiegend in der Ems- und Jademündung an der niedersächsischen Küste liegt. Sollte die Bewertung erfolgreich sein, dürfen die Betriebe ihre Ernte mit dem blauen MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei kennzeichnen, das Käufern anzeigt, dass die Ware umweltverträglich gefangen wurde.
Kombination aus Wildmuschelfischerei und Kulturarbeit
Die Miesmuschelfischerei stellt eine Kombination aus Wildmuschelfischerei und Kulturarbeit dar. Die Fischer sammeln die Jungmuscheln von Wildbänken, wo sie sich nach einem natürlichen Brutfallereignis ansiedeln. Alternativ werden Kollektoren ins Wasser gehangen an denen sich Jungmuscheln ansiedeln können. Die Fischer nutzen spezielle Maschinen um die Saatmuscheln anschließend von den Kollektoren zu bürsten. Die Kulturflächen liegen meist konstant unter Wasser und in strömungsarmen, etwas abgelegenen Gebieten. Dort wachsen die Muscheln ungestört in ein bis zwei Jahren auf Konsumgröße heran und können dann für den Verkauf geerntet werden. Die Ernte erfolgt durch Schleppfischerei mit sogenannten Dredgen, die aus Eisenrahmen mit anhängenden Netzen bestehen.
Die Fischer greifen in den Wachstumsprozess auf den Kulturflächen nicht produktionsfördernd ein. „Die Muschel ist ein natürliches Produkt, das wir nicht beeinflussen. Wir holen Muscheln weg, legen sie woanders hin und beten für eine gute Ernte“, erklärt ein Fischer der Niedersächsischen Muschelfischer GbR. In der Saison 2009/2010 landeten die 18 Beschäftigten der vier Fischereibetriebe circa 3.400 Tonnen Miesmuscheln an. Der Großteil der Ernte wird über die niederländische Muschelauktion in Yerseke an Großhändler veräußert. Die Hauptabsatzmärkte für Frischmuscheln liegen in den Benelux-Ländern und in Frankreich. In Deutschland gilt das Rheinland als traditionelle Feinschmeckerregion für Miesmuscheln.
Traditionelle Fischerei
Die vier niedersächsischen Familienbetriebe leben schon seit mehreren Generationen von der Miesmuschelernte. „Seit circa 60 Jahren werden die Miesmuscheln in der jetzigen Fischereiform in Niedersachsen gewonnen und es ist in unserem eigenen Interesse, die Fischerei nachhaltig auszuüben. Um die Nachhaltigkeit dieser extensiven Meeresnutzung von unabhängigen Dritten anerkannt zu bekommen, haben wir nun die MSC-Zertifizierung beantragt“, sagt Manuela Gubernator, die sich um die Interessensvertretung der Muschelfischerei an Land kümmert.
Folgende Aspekte stehen auf dem Prüfstand
Bei der Bewertung nach MSC-Standard stehen folgende Aspekte auf dem Prüfstand: die Situation des Miesmuschelbestandes, die Auswirkungen der fischereilichen Aktivitäten auf das marine Ökosystem und das Managementsystem der Fischerei. „Die Bewertung ist ein mehrstufiges Verfahren, das von einem unabhängigen Zertifizierer geleitet wird und unter Beteiligung wissenschaftlicher Experten und der Öffentlichkeit erfolgt“, erklärt Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum. „Können die Miesmuschelfischer zeigen, dass sie den international anerkannten MSC-Kriterien für nachhaltige Fischerei gerecht werden, dürfen sie ihre Miesmuscheln mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen. Ich wünsche den Fischern viel Erfolg bei der Bewertung,“ sagt Bammert abschließend.
Die unabhängige Bewertung wird von der Zertifizierungsstelle Food Certification International (FCI) Ltd geleitet und soll voraussichtlich zwölf Monate in Anspruch nehmen.
Kontakt:
Gerlinde Geltinger, MSC Deutschland, Tel. +49 (0)30 609 8552-10, Email: [email protected].
Antworten zu häufig gestellten Fragen an den MSC.
Über die Niedersächsische Muschelfischer GbR
An der niedersächsischen Küste gibt es vier Muschelfischereibetriebe, die mit fünf Kuttern und insgesamt 18 Beschäftigten ausschließlich den Miesmuschelfang betreiben, einer der Betriebe schon in der fünften Generation. So werden Muschelkulturen auf der Ems bewirtschaftet und auf der Jade. Die Betriebe haben sich 1996 zur Niedersächsischen Muschelfischer GbR zusammengeschlossen. Der Zusammenschluß war notwendig geworden, um ihre Interessen nach außen hin gemeinsam vertreten zu können.
Weitere Informationen über die Niedersächsische Muschelfischer GbR.