Die „Erzeugergemeinschaft der Nord-und Ostseefischer GmbH“ mit Firmensitz in Cuxhaven erhielt heute für ihren Fang auf Dorsch das international anerkannte MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei. Ab sofort darf die Erzeugergemeinschaft ihren Dorschfang aus der östlichen Ostsee mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen. Der dortige Dorschbestand stand vor einigen Jahren noch kurz vor dem Zusammenbruch, hat sich jedoch bemerkenswert gut erholt. Dorsch ist hierzulande seit langem ein beliebter Speisefisch. Dank der Auszeichnung werden Verbraucher erstmals nachhaltig gefangenen Dorsch aus heimischer Fischerei konsumieren können.
Schnelle und sichere Erholung des östlichen Dorschbestandes
Die Fanggründe der 52 Dorschkutter befinden sich in der östlichen Ostsee, wo jährliche wissenschaftliche Bestandsberechnungen seit 2005 eine Versechsfachung der Bestandsstärke zeigten, wie Dr. Christopher Zimmermann, stellvertretender Leiter des bundeseigenen von Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, bestätigt: „Für die schnelle und sichere Erholung des östlichen Dorschbestandes ist einerseits der stark reduzierte Fischereidruck, andererseits die etwas bessere Nachwuchsproduktion verantwortlich. Dies ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie schnell sich selbst totgesagte Bestände erholen können, wenn man sie nur lässt!“
Eine sehr selektive Fischerei
Die Kutter der Erzeugergemeinschaft verantworten 4.300 Tonnen im Jahr 2011 - etwa 50 Prozent der gesamten deutschen Dorschanlandungen aus der Ostsee. Für den Fang von Dorsch verwenden die Fischer verschiedene Netze: Bei „Seine Netting“ wird der Dorsch mit leichten Netzen umzingelt und in den Netzbeutel getrieben, ohne den Meeresboden zu berühren. Schleppnetze werden durch das offene Wasser oder mit leichten Geschirren über den Meeresboden gezogen. Im oberen Bereich der Netze sind Fluchtfenster eingebaut, die den Jungfischen das Entkommen in die Freiheit ermöglichen. „Wir wollen nur den ausgewachsenen Dorsch fangen“, erklärt Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer von Kutterfisch. „In unserer Fischerei fällt kaum ungewollter Beifang an.“
Verantwortungsbewusstes Fischereimanagement
„Dorsch ist für die Ostseefischerei von herausragender Bedeutung. Damit dies so bleibt ist eine nachweislich schonende Nutzung der Bestände wichtig und vorrangiges Ziel des Fischereimanagements“, erklärt Schmidt weiter. „Wir als Fischer sind uns unserer Verantwortung gegenüber dem Lebensraum Meer bewusst und setzen uns europaweit für einheitliche Vorschriften und strengere Kontrollen ein. Auch arbeiten wir eng mit der Wissenschaft zusammen. Seit Januar 2011 sind im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit dem von-Thünen-Institut zwei unserer Dorschkutter mit Videokameras ausgestattet. Die so generierten Informationen werden wir dem Wissenschaftsinstitut für Forschungszwecke über Beifang- und Fangstatistiken zur Verfügung stellen.“
Mehr Frischfisch mit MSC-Siegel
Angelandet wird der Dorsch unter anderem in den Ostseehäfen Sassnitz auf Rügen und Burgstaaken auf Fehmarn. Der Großteil des Fangs geht anschließend überwiegend als Frischfisch an Kunden in Deutschland und Europa. Das freut auch Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum in Berlin: „Wir hoffen, dass der Dorsch bald in vielen Frischfischtheken des Einzel-und Fachhandels mit MSC-Siegel zu finden sein wird. Die Hälfte der deutschen Verbraucher kennt bereits unser blaues Zeichen und wird dieses als nachhaltig zertifiziertes Angebot sicher dankbar annehmen.“
Die Bewertung der Dorschfischerei nach MSC-Standard wurde vom unabhängigen Zertifizierer „Food Certification International“ geleitet und nahm 19 Monate in Anspruch. Neben Dorsch fängt die Erzeugergemeinschaft auch Seelachs in der Nordsee. Bereits im Oktober 2008 erhielt das Unternehmen auch für diese Fischerei das MSC-Zertifikat. Neben den zwei zertifizierten Fischereien der Erzeugergemeinschaft befinden sich fünf weitere deutsche Fischereien im MSC-Bewertungsverfahren.
Hier finden Sie aktuelle Zahlen und Fakten zum MSC-Programm.
Fotos der Fischerei sowie Rezepte mit Dorsch sind auf Anfrage erhältlich.
Kontakt MSC:
Gerlinde Geltinger, MSC Deutschland, Tel. 49 (0)30 609 8552-0, Email: [email protected].
Über die Entwicklung des östlichen Ostseedorschbestandes
Nach einem starken Rückgang der Biomasse ab Mitte der 1990er Jahre galt der Bestand mehrere Jahre als stark überfischt. Der Rückgang war vor allem durch hohe illegale Fänge sowie eine schwache Nachwuchsproduktion u.a. auch durch unvorteilhafte Umweltbedingungen bedingt. Die Reduzierung des Fischereidrucks, einige etwas bessere Nachwuchsjahrgänge und die Einrichtung eines strikten, langfristigen Bewirtschaftungsplanes haben in den letzten vier Jahren zu einer sehr positiven Bestandsentwicklung geführt. Heute gilt der Bestand wieder als nachhaltig bewirtschaftet. Seit 2009 stimmen Fangquoten mit wissenschaftlichen Empfehlungen überein. Weitere Informationen über die Bestandsentwicklung finden Sie auf unter Portal-Fischerei.de.
Über das Management des östlichen Ostseedorschbestandes
Das Management des östlichen Ostseedorschbestandes erfolgt durch die Europäische Union und zu einem sehr geringen Teil durch die Russische Föderation. Ein EU-Managementplan ist seit 2008 in Kraft. Dieser Plan wurde vom ICES 2009 als positiv bewertet (in Übereinstimmung mit dem Vorsorgeansatz) und ist Basis für Fangempfehlung und Festsetzung der Höchstfangmengen. Der Managementplan wird zurzeit überprüft und ggf. überarbeitet. Weitere Managementinstrumente sind Verordnungen zu Maschenweiten und Selektionseinrichtungen der Netze, Mindestanlandelängen (MLS) sowie die Einrichtung von Laichschongebieten und -zeiten im Sommer.