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MSC-Zertifizierung für den neuseeländischen Granatbarsch

Drei neuseeländische Granatbarsch-Fischereien, die gemeinsam 60% des örtlichen Granatbarschfangs anlanden, dürfen ab heute das blaue MSC-Siegel tragen. Der in Deutschland weitgehend unbekannte Granatbarsch ist ein beliebter Speisefisch in Ländern wie den USA, China oder Australien.

Die zertifizierten neuseeländischen Granatbarsch-Fischereien sind ein positives Beispiel für den Wandel auf unseren Meeren, den der MSC mit seinem Zertifizierungsprogramm anstoßen möchte. In engagierter Zusammenarbeit mit Regierung, Wissenschaft und Vertretern der örtlichen Maori-Bevölkerung ist es diesen Fischereien gelungen, den Zustand eines vormals kritischen Fischbestands auf ein nachhaltiges Niveau zu heben. Der verdiente Erhalt des MSC-Siegels belohnt die Arbeit dieser Fischereien und bringt uns dem Ziel intakter Fischbestände ein Stück näher“, so Stefanie Kirse, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In einem mehr als zweijährigen, von unabhängigen Wissenschaftlern durchgeführten Bewertungsprozess haben die drei zertifizierten neuseeländischen Granatbarsch-Fischereien bewiesen, dass sie die strengen Nachhaltigkeitskriterien des MSC-Umweltstandards erfüllen.

Der MSC-Umweltstandard ist der weltweit anerkannteste und anspruchsvollste Kriterienkatalog für nachhaltige Fischerei – und der einzige, der sowohl die Kriterien des internationalen Zertifizierungsverbands ISEAL wie auch die Richtlinien der UN Welternährungsorganisation FAO voll erfüllt. Er basiert auf drei Grundprinzipien:

  1. Die befischten Bestände müssen eine gesunde Größe haben und behalten.
  2. Die Fischerei darf nur minimale Auswirkungen auf das Ökosystem haben (im Fall der neuseeländischen Granatbarsch-Fischerei betrifft dies z.B. den Einfluss auf die örtlichen Korallenvorkommen oder die weitestgehende Vermeidung von Beifang).
  3. Die Fischerei betreibt ein vorausschauendes und effektives Fischereimanagement.

 

Die neuseeländischen Granatbarsch-Fischereien und das zuständige Ministerium für Ressourcennutzung haben in den vergangenen 20 Jahren erheblich in wissenschaftliche Forschung und Datenerhebung investiert und ein ebenso umsichtiges wie effektives Fischereimanagement implementiert. Strenge Fangmengenregulierungen, bis hin zu einem temporären Fangverzicht, und eine gut informierte, wissenschaftsbasierte Bewirtschaftungsstrategie haben dazu geführt, dass zwei der drei befischten Granatbarschbestände heute wieder eine gesunde Bestandsgröße haben und der dritte Bestand in seinem Bestandsaufbau unterstützt wird.

Wir verfolgen heute einen sehr vorsorglichen Managementansatz. Um der extremen Langlebigkeit und der niedrigen Reproduktionsrate des Granatbarsches Rechnung zu tragen, entnehmen wir dem Bestand jährlich maximal fünf von 100 erwachsenen Tieren. Die verbleibenden 95 stellen die Reproduktion der Art und den Erhalt einer gesunden Bestandsgröße sicher“, so George Clement, Vorsitzender der Deepwater Group, einer Non-Profit-Organisation der neuseeländischen Tiefseefischerei. „Wenn Verbraucher oder Händler das blaue MSC-Siegel auf einem Fischprodukt sehen, können sie sicher sein, dass dieser Fisch aus einer nachhaltigen Fischerei kommt.“

Alle drei Granatbarsch-Fischereien wurden unter Auflagen zertifiziert, welche eine Überwachung des Bestandsaufbaus (dritter Bestand) und des Einflusses der Fischerei auf örtliche Tiefsee-Korallengebiete sicherstellen und eine externe Kontrolle des Managementsystems garantieren.

Zum Bewertungsprozess der Fischereien

Die drei zertifizierten neuseeländischen Granatbarsch-Fischereien wurden mehr als zwei Jahre lang von unabhängigen Gutachtern des Zertifizierers MRAG Americas geprüft und auf ihre Konformität mit dem MSC-Umweltstandard hin bewertet. Die Ergebnisse dieses Bewertungsprozesses wurden von weiteren externen Experten überprüft. Offiziell eingereichte Kommentare und Einwände von NGOs und anderen Stakeholdern  ein wichtiger systemischer Bestandteil des MSC-Zertifizierungsprozesses  wurden im Bewertungsprozess berücksichtigt.

In den folgenden Jahren wird im Rahmen jährlich stattfindender Audits überprüft, ob die zertifizierten Fischereien auch weiterhin nachhaltig arbeiten und alle MSC-Kriterien und Auflagen erfüllen. Dabei werden auch etwaige neueste wissenschaftliche Daten hinzugezogen. In fünf Jahren müssen sich die Fischereien einer vollen Neubewertung nach dem MSC-Umweltstandard stellen.

Zum „schlechten Ruf“ der neuseeländischen Granatbarschfischerei

„Der MSC hat sich in den vergangenen 20 Jahren darum bemüht, rund um den Globus nachhaltige Fischereien zu identifizieren und zu fördern. Solange die unstrittigen Musterschüler ins Programm kamen, diejenigen bei denen sich schnell alle einig waren, herrschte Zufriedenheit. Doch jetzt, wo wir einerseits immer mehr über nachhaltigen Fischfang wissen, und andererseits immer mehr Händler und Konsumenten Nachhaltigkeit einfordern, wollen auch immer mehr vormals nicht-nachhaltige Fischereien ins MSC Programm kommen. Sie setzen alles daran, besser zu werden, und investieren meist viel Zeit, Energie und auch Geld in ihre Entwicklung. Sie kümmern sich darum, dass ehemals überfischte Bestände sich erholen, sie tragen Sorge dafür, dass ihr negativer Einfluss auf das Ökosystem Meer deutlich abnimmt, und sie arbeiten hart daran, ein effizientes Fischereimanagement aufzubauen und zu implementieren. Wenn sie all dies schaffen, dann können auch Fischereien mit einem vormals schlechten Ruf nachhaltig arbeiten. Wir wollen, dass Fischereien besser werden – und wir sollten anerkennen, wenn sie dies tun. Im Interesse unserer Ozeane“, sagt Pat Caleo, der für Neuseeland zuständige MSC-Direktor. 

 

Lesen Sie in dieser Fischereigeschichte über den außergewöhnlichen Wandel der neuseeländischen Granatbarsch-Fischerei (auf Englisch) >

Erfahren Sie in diesem Blog-Beitrag mehr über die Fortschritte im Management der neuseeländischen Granatbarsch-Fischerei durch verbesserte wissenschaftliche Methoden (auf Englisch) >