Die Fischereiorganisation Küstenfischer Nord eG Heiligenhafen erhält für ihren Dorschfang in der östlichen Ostsee das international anerkannte MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei. „14 Monate wurde unsere Fischerei auf Leib und Niere geprüft - mit Erfolg. Der unabhängige Zertifizierer Food Certification International und ein wissenschaftliches Expertenteam haben bestätigt, dass unsere Fischerei dem MSC-Standard gerecht wird,“ freut sich Ulrich Elsner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Küstenfischer Nord eG Heiligenhafen. Ab sofort dürfen die Betriebe ihren Dorsch aus der östlichen Ostsee mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen. Es sagt dem Verbraucher, dass der Fisch umweltverträglich gefangen wurde.
Erfreuliche Entwicklung des Dorschbestandes in der östlichen Ostsee
Die 17 Kutter fangen den MSC-zertifizierten Dorsch in der östlichen Ostsee. Der dortige Dorschbestand stand vor einigen Jahren noch kurz vor dem Zusammenbruch, hat sich jedoch bemerkenswert gut erholt. Wissenschaftliche Bestandsberechnungen zeigen seit 2005 eine Versechsfachung der Bestandsstärke. Für die erfreuliche Entwicklung des Dorschbestandes in der östlichen Ostsee ist einerseits der stark reduzierte Fischereidruck, andererseits die etwas bessere Nachwuchsproduktion verantwortlich. „Damit das so bleibt, verlängern wir freiwillig den offiziellen Fangstopp auf Dorsch in der östlichen Ostsee im Juli und August jährlich um zwei Monate. Damit wollen wir unter anderem dem Fisch mehr Zeit für den Laichvorgang geben, um insgesamt die Nachwuchsproduktion nachhaltig zu verbessern,“ erklärt Elsner.
Im Jahr 2011 landeten die 17 Kutter insgesamt 1.554 Tonnen Dorsch aus der östlichen Ostsee an, was 40 Prozent der gesamtdeutschen Ostseedorschquote entspricht. Ein großer Teil des Fangs wird im Heimathafen Heiligenhafen auf LKWs verladen und in Frankreich auf einer Auktion versteigert, der Rest wird regional verkauft oder kommt im genossenschaftseigenen Restaurant direkt auf den Teller.
Selektive Fischerei
Für den Fang von Dorsch verwenden die Fischer pelagische Schleppnetze und Bodenschleppnetze. Pelagische Schleppnetze werden von einem Boot durch das offene Wasser gezogen und berühren den Boden in der Regel nicht. Da sich der Dorsch in der östlichen Ostsee häufig in tieferen, jedoch bodenfernen Gewässern aufhält, fischen die Fischer überwiegend mit pelagischen Netzen. Beim Einsatz von Bodenschleppnetzen verwenden die Fischer leichte Geschirre. „Mithilfe von Fluchtfenstern im Netz und Maschengrößen von 125 Millimetern - also 20 Millimeter größer als gesetzlich vorgeschrieben - versuchen wir den Beifang in unserer Fischerei so gering wie möglich zu halten. Außerdem arbeiten wir zusammen mit Wissenschaftlern kontinuierlich daran, die Selektivität unserer Netze weiterhin zu verbessern,“fügt Elsner hinzu.
Auflagen stellen weitere Verbesserungsmaßnahmen sicher
Die Fischerei hat zudem Auflagen mit auf den Weg bekommen, die auch nach erfolgter Zertifizierung weitere Verbesserungsmaßnahmen erfordern. So werden die Fischer unter anderem eine genaue Kartierung der Bodenstrukturen in ihren Fanggebietenvornehmen. Diese wird ihnen helfen, die Auswirkungen der Fangmethoden auf den Meeresboden genau zu beobachten und falls nötigzu reduzieren.
„Wir freuen uns darüber, dass das MSC-Programm zunehmend auch bei deutschen Fischereien Zuspruch findet und das Angebot an zertifiziertem nachhaltig gefangenem Fisch aus regionalen Gewässern hierzulande steigt,“ sagt Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum in Berlin.