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Ein Umweltsiegel auf Dornhaiprodukten – wie ist das möglich?

Eine Fischerei auf Dornhai wird von verschiedenen Akteuren mit unterschiedlichen Emotionen und Einstellungen betrachtet. Jeder einzelne sollte für sich entscheiden, ob der Verzehr von Dornhai grundsätzlich für ihn in Frage kommt oder nicht. Bestimmt möchten einige Menschen Haie aus ethischen Gründen von der Speisekarte genommen sehen, andere wiederum finden den Verzehr von z.B. Kaninchen ethisch fragwürdig und andere wiederum verzichten aufgrund ethischer Fragen komplett auf Fleisch- und Fischverzehr. Dagegen ist nichts einzuwenden, jeder sollte seine ethischen Maßstäbe selbst festlegen. Allerding spielen bei der naturwissenschaftlichen Bewertung einer nachhaltigen Nutzung ethische Überlegungen keine Rolle. Der MSC ist ein wissenschaftsbasierter Standard und betrachtet immer den Einzelfall. Als ergebnisorientiertes Programm fordert der MSC, dass jede Fischerei, die eine MSC-Zertifizierung anstrebt, die wissenschaftlich gestützten Prinzipien und Kriterien des MSC-Standards erfüllen muss, über welche die Bestandssituation, die Auswirkungen der Fischerei auf das marine Ökosystem und das Management der Fischerei bewertet werden.

Die UN FAO-Richtlinien für die Ökokennzeichnung von Fisch und Fischereiprodukten aus marinen Fischereien fordern, dass glaubhafte Zertifizierungssysteme nicht diskriminieren. Um die FAO-Anforderungen zu erfüllen, erlaubt der MSC jeder Art von (legaler) Fischerei, sich um eine Bewertung nach MSC-Standard zu bewerben. Der MSC erkennt an, dass unter bestimmten Bedingungen - also mit strengen Kontrollen und angemessener Bewirtschaftung - jede Art von Fischerei auf eine nachhaltige Weise ausgeführt werden kann.

Dornhai vom Aussterben bedroht?

Weltweit gibt es mindestens sechs Dornhaibestände aus zwei Arten, die kommerziell genutzt werden. Sie entwickeln sich unterschiedlich und unabhängig voneinander und müssen deshalb getrennt betrachtet werden. Die Einschätzung, dass der Dornhai vom Aussterben bedroht sei, bezieht sich meist auf den einen Bestand im Nordostatlantik,der vor allem infolge mangelhaften Managements stark abgenommen hat.

Der MSC-zertifizierte Dornhai kommt aus dem amerikanischen Nordwestatlantik Bestand. Dieser Dornhai Bestand hat sich laut „FAO-Report zum Status der Welt-Fischbestände (SOFIA 2014)“ in den vergangenen 10 Jahren gut erholt und befindet sich seit mehreren Jahren in gutem Zustand – und wird von der US-amerikanischen MSC-zertifizierten Fischerei nachhaltig befischt. Damit dies so bleibt, wir die Fischerei in jährlichen Audits von unabhängigen Wissenschaftlern überprüft. Sollte der Bestand abnehmen, die festgelegte Höchstfangmenge überschreiten oder sollte die Höchstfangmenge ohne Bezug auf biologische Empfehlungen festgelegt werden, so werden die Zertifizierungsauflagen angepasst oder das Zertifikat entzogen.

Über den Zustand des Bestandes der MSC-zertifizierten Dornhaifischerei

Unklarheit mag hier bei sehr interessierten Verbrauchern dadurch entstehen, dass die sogenannte „IUCN-Liste“ (Liste für bedrohte Arten) den Dornhai aus dem amerikanischen Nordwestatlantik noch gelistet hat. Das liegt daran, dass die IUCN-Liste im Bereich Meerestiere nur sehr unregelmäßig aktualisiert wird und teilweise veraltete Daten enthält. Die Angaben der IUCN-Liste zum Dornhai aus dem Nordwestatlantik beruhen auf Daten aus den frühen 2000er Jahren, als dieser Dornhaibestand sehr viel kleiner als heute war und daher zu Recht als bedroht eingestuft wurde. Bereits im Jahr 2000 haben die US-Behörden jedoch strenge Maßnahmen durchgesetzt, um diesen Bestand wieder aufzubauen. Seit ein paar Jahren wird er von FAO und Wissenschaft als nicht mehr überfischt eingestuft – eine entsprechende Aktualisierung der IUCN-Liste steht jedoch noch aus. 

MSC betrachtet den Einzelfall

Im Normalfall kommen Fischarten weltweit in mehreren Beständen vor, die sich unabhängig voneinander und unterschiedlich entwickeln. Die Bewertung nach MSC-Standard bezieht sich immer auf jenen Bestand, der von der zu zertifizierenden Fischerei befischt wird. Andere Bestände derselben Art werden von der Fischerei nicht beeinflusst, sodass deren Berücksichtigung in einer MSC-Bewertung keinen Sinn machen würde. Darüber hinaus verbietet es der MSC-Standard, Fischereien zu zertifizieren, deren Bestand als überfischt gilt. Folglich ist keiner der Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien genutzt werden, überfischt und damit ist auch der jeweilige Bestand dieser Art nicht vom Aussterben bedroht.

MSC-Siegel trotz Quecksilberproblematik in Haiprodukten?

Der MSC-Standard prüft, wie groß ein Fischbestand ist, ob den Lebensräumen im Meer Schäden zugefügt werden und ob das Management der Fischerei effektiv ist. Er ist KEIN Qualitätsstandard für Nahrungsmittel. Für die Qualität und die Sicherheit von Lebensmitteln gibt es in Deutschland andere Standards und Gesetze. Von einem Qualitätsstandard erwartet man nicht, dass umweltbezogene Aspekte intergiert sind. Wieso sollte man es umgekehrt von einem Umweltstandard erwarten?