Darf man Thunfisch noch essen? Und was ist mit den Delfinen? Wir klären auf, was die Probleme beim Thunfischfang sein können und worauf man als Verbraucher achten sollte.
Die wichtigsten Fragen zu Thunfisch
Ist Thunfisch vom Aussterben bedroht?
Den einen Thunfisch gibt es nicht – hinter dem Namen "Thunfisch" verstecken sich acht verschiedene Arten Thunfisch (Thunnus) sowie der Echte Bonito, auch Skipjack genannt (Katsuwonus pelamis), der gar kein Thunfisch ist, aber oft als "Dosenthunfisch" gehandelt wird.
Viele Thunfischbestände, u.a. auch alle Bestände des Echten Bonito, haben derzeit eine gesunde Bestandsgröße. Doch einige Thunfischbestände sind stark überfischt. Daher haben sich beispielsweise die Mitglieder der vier größten mexikanischen Fischereiunternehmen freiwillig zur Beendigung der Fischerei auf den Pazifischen Blauflossen-Thunfisch verpflichtet, damit sich dessen Bestand erholen kann.
Möchte man Thunfisch essen sollte man sich beim Kauf auf MSC-zertifizierte Produkte beschränken. Derzeit findet man in gut sortierten deutschen Supermärkten Weißen Thun, Gelbflossenthun und Echten Bonito mit dem MSC-Siegel.
Wie wird Thunfisch gefangen?
Es gibt verschiedene Fangmethoden für Thunfisch. Wie genau ein bestimmter Thunfisch gefangen wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem von der Art (es gibt viele verschiedene Thunfischarten), die auch einen Einfluss darauf hat, wo der Thunfisch lebt, wie groß er ist und wie sich der Schwarm verhält. Welche Methoden eingesetzt werden hängt aber auch von der Fischerei ab, z.B. von ihrer Größe, von dem Gebiet, in dem sie fischt, oder davon, welche Fangmethode jeweils Tradition ist.
Fangmethoden für Thunfisch

Ringwade
Schwarmfische wie Heringe oder Thunfische, die in der freien Wassersäule leben, werden oft mit Ringwaden gefangen.

Langleine
Bodenlangleinen gehören zu den ältesten passiven Fanggeräten und können auf unebenem und rauem Meeresboden eingesetzt werden, wo andere Fanggeräte nicht mehr zum Einsatz kommen.

Angelrute
Handangeln, wie sie zum Beispiel in der Fischerei auf Thunfisch eingesetzt werden, bestehen aus einfachen Ruten mit Angelschnüren und Haken.
Was haben Thunfische mit Delfinen zu tun?
Die meisten Thunfischarten haben gar nichts mit Delfinen zu tun. Sie leben getrennt voneinander und die Fischerei auf diese Thunfischarten hat im Normalfall keinen Delfinbeifang.
Lediglich der Gelbflossenthun im Mexikanischen Ostpazifik ist mit Delfinen vergesellschaftet. Das heißt, in diesem Gebiet schwimmen Delfine und Gelbflossenthunfischschwärme meist nah beieinander. Die Fischer in der Region nutzen daher seit Jahrhunderten die Anwesenheit von Delfinen als Hinweis auf die Präsenz von Gelbflossen-Thunfischen.
Die Delfine schwimmen an der Wasseroberfläche, der Gelbflossen-Thun im Schwarm bis zu 150 Meter darunter. Die Gründe dafür sind weitgehend unerforscht und unbekannt, aber dieses Schwarmverhalten ist nur bei ausgewachsenen, älteren Fischen dieser Art zu beobachten, und nicht bei jüngeren Exemplaren oder anderen Thunfischarten.
Im nordöstlichen Pazifik wird Thunfisch in der Regel mit Ringwaden gefangen. Dabei wird ein Netz mithilfe eines Beibootes ringförmig um einen Fischschwarm ausgelegt und anschließend zusammengezogen. Da die Delfine oberhalb der Thunfische schwimmen, waren die Delfinbeifänge bei dieser Art der Fischerei in der Vergangenheit enorm hoch und die mexikanische Thunfischfischerei galt aus Umweltperspektive Jahrzehnte lang als eine der umstrittensten Fischereien überhaupt. Im Jahr 1989 lag der Delfinbeifang bei 132.000 Tieren. Ein Umdenken in der Fischerei war dringend notwendig. Und dieses Umdenken hat stattgefunden: die Anzahl der verendeten Delfine im tropischen Nordostpazifik konnte um 99 % gesenkt werden. Die Fischerei setzt beispielsweise in jedem Netz Taucher - für den Fall, dass ein Delfin ins Netz gelangt und herausgeleitet werden muss.
Wie werden Thunfische mit Lockbojen (Fischsammler, FADs) gefangen?
Lockbojen haben sich vor allem in der Ringwadenfischerei in tropischen Gewässern als gängige Praxis etabliert. Pelagische Schwarmfische wie der Thunfisch – und darunter vor allem der Echte Bonito bzw. Skipjack – tummeln sich gern in der Nähe von solchen Objekten, weshalb die Lockbojen gezielt zum Thunfischfang eingesetzt werden. Dabei wird zwischen frei schwimmenden oder treibenden FADs und solchen, die am Meeresboden verankert sind, unterschieden.
Für viele Fischereibetriebe, NGOs und die regionalen Fischereiorganisationen (Regional Fisheries Management Organisation, RFMO), die für das Management der verschiedenen Thunfischbestände verantwortlich sind, steht die Entwicklung eines besseren FAD-Managements ganz oben auf der Agenda. RFMOs und nachhaltige Fischereien ergreifen zu diesem Zweck verschiedene Maßnahmen. Dazu gehören die Begrenzung der Anzahl eingesetzter FADs, der Einsatz von biologisch abbaubaren Materialien und die Entwicklung von Managementplänen, um die Auswirkungen der Fischerei mit Fischsammlern gezielt zu begrenzen.
Weder unterstützt noch verbietet der MSC den Einsatz von Lockbojen. Lockbojen können – genauso wie jede andere Fangmethode – in unterschiedlichen Ökosystemen jeweils unterschiedliche Auswirkungen haben. Grundsätzlich gilt: Eine Fischerei kann nur MSC-zertifiziert werden, wenn ihre Fangmethode das Ökosystem nicht irreversibel schädigt und die gesunde Bestandsgröße von Zielart und beigefangenen Arten nicht gefährdet.
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